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Alien – Die Saat des Grauens kehrt zurück (USA, 1980)

verfasst am 16.Mai 2010 von Markus Haage

Italienische Trashfilmemacher haben mal wieder das Dokumentationszentrum der NASA überfallen. Ihr Ziel: sämtliches Doku-Material (irgend-)einer Weltraummission zu mopsen. Zweck: spektakuläre Einführung ihres filmischen Epos – so wie die Rückseite des alten Videocovers verspricht („Spektakuläre Originalaufnahmen!“). Das mit dem spektakulär können wir vergessen. Letztlich sehen wir dann doch nur verschwitzte NASA-Ingenieure mittleren Alters in ihrer kompletten Gilden-Montur (Hornbrille, Halbglatze, Kurzarm-Hemd), wie sie konzentriert auf ihre Monitore glotzen. Demnach ist filmintern rrgendwas passiert. Das Raumlande-Modul Alpha 1 hat keinen Strom? Satellit Omega-13 droht mitsamt seines Atomreaktors auf die Erde zu crashen? Die Sovjets haben Forschungs-Kapsel Centauri-X2 eingenommen? Vielleicht in der Realität – in diesem Filmuniversum ist es aber ein klumpiger Latexwurm, der sein Unwesen in Tropfsteinhöhlen treibt. Oder, um genau zu sein, es ist ALIEN – Die Saat des Grauens!

(© CMV Laservision)

Jetzt wissen wir warum die akademische Welt am ausflippen ist. Ein extraterrestrisches Wesen, außerirdische Intelligenz, kracht auf die Erde! Der erste Kontakt ist somit hergestellt – Anbruch einer neuen Ära, weltweiter Frieden? Wohl kaum. Das was auf die Erde geplumpst ist, darf weder als intelligent, noch als friedlich, dafür aber als sehr kontaktfreudig bezeichnet werden. Mitten im Nirgendwo kommt es runter und zerdetscht gleich die Schnute eines kleinen Mädchens (visuell perfekt dargestellt durch ein zerhacktes Kotelett). Die Forscher horchen auf: das Wesen, was immer es auch sein mag und was immer es auch möchte (ich sage: das Wesen weiß es selbst nicht), muss gefunden und ausgerottet werden. Eigentlich. Aber wenn Fachkräfte gerufen werden, hätten wir ja keinen Film – also muss die Story eine kostengünstige 180-Grad-Wendung nehmen und uns einen kunterbunten Trupp aus Höhlenforscher vorstellen, von denen niemand für Höhlenforschung geeignet zu sein scheint (weder physisch, noch psychisch). Egal, die Magie des Films wird uns vorgaukeln, es hier mit der akademischen Elite Italiens zu tun zu haben. Und so seilen sie sich ab in das tiefe Dunkel einer Tropfsteinhöhle, Refugium der Saat des Grauens. Was sie dort erwartet ist nicht genau definierbar – es zwingt allerdings junge Frauen dazu in die Kamera zu schreien und männliche Nebendarsteller den theatralischen Filmtod zu sterben („AAAAHHHHRRGRGGGGHHHH!“). Denn eine der Forscherinnen hat einen blauen Klumpen am Strand gefunden und mit sich genommen (wie man das eben mit blauen Klumpen, die man irgendwo findet, so macht). Dieser gräbt sich nun als Wurm in ihren Körper, um sich als noch größerer Wurm wieder auszugraben. Interessante Taktik. Scheint auch zu funktionieren – nicht nur das das Forscherteam auf ein Minimum reduziert wird, als dieses Minimum zum Schluss die Höhle verlässt, stellen sie noch fest, dass die ganze Welt (o_O) menschenleer ist. Oder zumindest der Drehort. Ob die Crew einfach einen saufen gegangen ist oder es in der filmischen Realität wirklich zur Apokalypse gekommen ist, konnte nicht genau festgestellt werden.

(© CMV Laservision)
(© CMV Laservision)

Ach, wieder einen dieser Streifen überlebt, in denen italienische Filmemacher versuchen, die Apokalypse im Kleinformat nachzuahmen. Und wie es für die Entstehungszeit so typisch war, darf hier ein außerirdisches Wesen den Boten des Infernos mimen. Tja, hätte der olle Ridley Scott sich doch bloß die Namensrechte für „Alien“ gesichert, so hätte er nicht mit ansehen müssen, wie im Jahresrhytmus neue „Alien“-Filme auf den Videofreund der 1980er Jahre niederprasselten (vorliegender Film bezeichnete sich unter seinem Originaltitel sogar als Fortsetzung: „Alien 2 sulla Terra“). Filme mit Alien im Titel sind zahlreich, von „Das Alien aus der Tiefe“ über „Alien Encounters“ bis hinzu „Killer-Alien“ (oh, da gibt’s noch wilderes – das Zeilen-Diktat der Chefredaktion erlaubt es jedoch nicht diesem Phänomen näher auf den Grund zu gehen) – das Wort Alien ist quasi das 80er-SciFi-Pendant zu den Action-Titeln mit den Wörtern „Ninja“ und „Terminator“. Und so bedeutet dieses natürlich auch, dass in bester Exploitation-Manier es im Grunde vollkommen wurscht ist, ob das herumschleichende Monster hier überhaupt ein Alien ist. Wäre der Schinken 10 Jahre später, Ende der 80er, gedreht wurden, so wäre es wahrscheinlich vom Grund eines weggekippten Atommülleimers hochgeklettert. Nun kommt es aus dem All – die fein säuberlich herein geschnittene Eröffnungsszene der überarbeiteten NASA-Monteure soll uns dies bezeugen. Hauptsache ein Grund um Alien in den Titel zu schmieren.

(© CMV Laservision)
(© CMV Laservision)

Der Rest des Streifen kann als Anschauungsobjekt dienen, warum wir diese Art von Film so lieben. Gespickt mit einigen Splatter-Einlagen, begleitet von bester Synthie-Mucke (verantwortlich: die Gebrüder De Angelis, oder besser bekannt unter ihren Pseudonym Olvier Onions), dürfen unsere Hauptdarsteller einer nach dem anderen das Zeitliche segnen. Frei nach dem Motto: „Uwe, da hinten war was im Dunkeln!“ – „Dann schau ich doch mal lieber nach, Brigitte!“ – PLATSCH! MONSTER-ATTACK! – Gesicht weggefetzt. Lediglich eine Dame mit telepathischen Fähigkeiten (Erkennungsmerkmal: grünschimmernde Augen) kann sich den Fängen des Grauens entziehen, alle anderen dürfen ihre blutverschmierten Köpfe gegen die Kameralinse hauen. Das dieses nicht jedem gefällt – insbesondere den Wasserköppen von der BPJM – dürfte klar sein. So fristet der Streifen seit nun mehr 27 Jahren (!) ein Nischendasein auf dem Index – und das obwohl der Film in allen erschienenen deutschen Fassungen bereits geschnitten war. Schade, denn so wird der Masse der Zugang zu einen der unterhaltsamsten Alien-Grusler der Geschichte (ach, was – von wo überhaupt gibt auf die Welt!) verwehrt. Wer auf italienische Schlocker steht wird bestens unterhalten. Freunde erdgeschichtlicher Felsformationen ebenfalls.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!