„Erst wird gegessen und dann kommt die Paarung. Zunächst mit jemand in Deinem Alter, dann mit Deiner Mutter und mir und dann mit allen anderen.“
Was ist zu tun, wenn sich wieder mal ein amtlicher Fehlkauf ins DVD-Regal verirrt hat? Richtig, man schreibt ein Review darüber. Das hat mehrerlei Vorzüge: Zum einen betreibt man Frustabbau und bewahrt durch seine mahnenden Worte nachfolgende Generationen vor akuter Hirnwasserabsenkung. Des Weiteren liefert so eine Filmbesprechung gute Gründe, sich den Schotter nach jahrelanger „Abstinenz“ doch noch ein zweites Mal anzutun. Das verursacht zwar erneut seelische und körperliche Qualen, aber zumindest hat man das Gefühl, dass der Streifen nicht völlig unnütz wertvollen Stellplatz belegt. Soviel dazu. Doch was erwartet Euch nun konkret, wenn sich „Society“ durch widrige Umstände doch einen Weg in Euren heimischen DVD-Player gebahnt hat?
Bill, 17-jähriger Sprössling einer stinkend reichen Sippschaft, hätte eigentlich allen Grund zur Freude. Er sieht gut aus, hat Geld, ist allseits beliebt und steht kurz davor, zum Schulsprecher gewählt zu werden. Was für ein Arschloch.
An seiner vollständigen Glückseeligkeit hindert ihn lediglich sein ausgeprägter Verfolgungswahn. Aus unerfindlichen Gründen ängstigen ihn die Menschen aus dem Umfeld seiner Familie und ständig beschleicht ihn das dumpfe Gefühl, dass er etwas Schreckliches zu Tage fördert, wenn er an der Oberfläche kratzt (nein, seine Pickel sind damit nicht gemeint). Darüber hinaus quälen Bill abgefahrene Sinnestäuschungen, die schon mal Würmer aus angebissenen Äpfeln quellen oder ein Paar Brüste an Stellen wandern lassen, wo sie die Evolution nicht vorgesehen hat. Seinen spießigen Erzeugern scheint das alles am Allerwertesten vorbeizugehen, begegnen sie ihrem Abkömmling doch mit kühler Distanz und überschütten stattdessen lieber Töchterchen Jenny mit elterlicher Fürsorge. Der Sohnemann findet das natürlich gar nicht witzig und heult sich bisweilen bei seinem Psychiater aus, der sich an dem seelisch Angeknacksten eine goldene Nase verdient. Bills Abneigung gegen Mom und Dad geht sogar so weit, dass er in den Therapiesitzungen den Verdacht äußert, er sei wohl in Wirklichkeit nur adoptiert worden. Zu stark scheinen die Wertevorstellungen beider Parteien auseinanderzudriften.
Juniors Kopf stehende Gefühlswelt gerät noch mehr ins Wanken, als er in den Besitz eines Tonbandes gerät, das während einer der versnobten Feiern aufgezeichnet wurde, auf denen sich seine Familie bevorzugt mit anderen Mitgliedern der High Society verdingt. Darauf zu hören ist eine Unterhaltung, die weniger auf gesittete Grundsatzdiskussionen über wirtschaftspolitische Zusammenhänge schließen lässt, sondern mehr in Richtung zügelloser Sex-Orgien tendiert. Doch hier wird der fröhliche Partnertausch nur als lockere Aufwärmübung verstanden, richtig zur Sache geht’s erst, wenn die Eltern mit der eigenen Tochter in die Kiste hüpfen.
Als der geschockte Bill ob dieser pikanten Erkenntnisse beginnt, unangenehme Fragen zu stellen und sein heimisches Umfeld näher zu beleuchten, eskaliert die Lage. Freunde, die ihn bei seinen Nachforschungen unterstützen, gehen auf mysteriöse Weise über die Planke und je mehr er an der vorgenannten Oberfläche schrappt, umso klarer wird ihm, dass hinter der Sache weit mehr steckt, als inzestuöse Tendenzen innerhalb seines Familienclans.
Was er nicht ahnt ist, dass die „Gesellschaft“ längst beschlossen hat, ihn in ihre Reihen aufzunehmen. Jedoch nicht als vollwertiges Mitglied, sondern als Party-Happen für den kleinen Hunger zwischendurch…
Fatality:
Im Grunde gar nicht mal so fern der Realität: Mitglieder der gutbetuchten High Society sind in Wirklichkeit abscheuliche Mutanten und laben sich bevorzugt an den Körpersäften weniger privilegierter Mitbürger. Wenn es sich hier nicht um einen derart grindigen Drecks-Film handeln würde, könnte man den Machern glatt sowas wie versteckte Gesellschaftskritik unterstellen. Aber seien wir mal ehrlich – wen interessiert das schon? Kein normaler Mensch schaut sich einen Brian Yuzna-Heuler an, weil es ihn nach intellektueller Kinematographie dürstet. Freunde des abseitigen Filmgeschmacks dürften da schon etwas zielgruppengerechter bedient werden, doch wer jetzt in freudiger Erregung Splatterorgasmen der Sorte „Bride of Re-Animator“ oder „Return of the Living Dead 3“ erwartet (beide von Yuzna), kann sein feuchtes Höschen gleich wieder zum Trocknen aufhängen.
Denn leider kann es der hier zu reviewende Unrat weder schnetzel- noch entertainmentmäßig mit den eben genannten Streifen aufnehmen, was gewiss auch daran liegt, dass es sich bei „Society“ um Brians Erstlingswerk handelt. Packend wird die Chose erst zur finalen Orgie, bei der die feinen Madames und Monsieurs ihr wahres Gesicht zeigen und ein Ekel-Feuerwerk aus Schleim und aberwitzigen Mutationen zünden.
Doch das genügt leider nicht, um die ersten 75 Minuten vergessen zu machen, in denen sich unterhaltungstechnisch ungefähr so viel bewegt wie in meiner Unterbuchse beim Betrachten der Seite www.female-bodybuilders.org – nämlich gar nichts. Die Handlung zieht sich stattdessen wie ein ausgeleiertes Bungeeseil, an dessen Ende Rainer Calmund baumelt. Bei so viel zelebrierter Langeweile können dann selbst die hilariösen 80er-Jahre-Frisuren und das talentfreie Schauspielerpack keine Stimmung mehr in die Bude bringen, stattdessen wird das gequälte Denkorgan von käsiger Synthie-Mucke und belanglosen Dialogen an den Rand des mentalen Suizids gebracht.
Ergo: Zwei muffige Zombie-Schädel für dieses Machwerk, auf das die Menschheit nicht gewartet hat. Einen gibt’s für den viertelstündigen Effekte-Overkill im Finale, den zweiten rücke ich nur raus, weil sich ein gewisser Billy Warlock ziemlich talentfrei durch die Hauptrolle dilettiert. Kennt noch einer good old Billy-Boy? Das ist der Hoschi, der hierzulande Anfang der Neunziger durch seinen Part als Eddie Kramer in Baywatch bekannt wurde. Hui, was war ich auf den Kerl eifersüchtig, als ich im Fachblatt BRAVO las, dass er bei seiner Serien-Partnerin Erika Eleniak (sozusagen die Doppel-D-Vorgängerin von Pamela Anderson) auch außerhalb des Sets an ihre Euter ran durfte. Billy, alter Schürzenjäger, Deinen Charakterschädel in diesem Film hat mir ein Stück pubertäre Jugenderinnerung zurückgebracht. Danke dafür. Ist aber trotzdem ein mieses Filmchen, in dem Du da mitgespielt hast…
‐ Odo
Werbung |