Es hat seinen Grund, warum Film Business eben Film Business heißt. Weil es ein Business ist. Also ein Geschäft. Niemand dreht einen Film für 100 Millionen Dollar ohne dabei die Hoffnung zu haben, einen ordentlichen Profit zu erwirtschaften. Dies ist auch vollkommen legitim. Arbeitsplätze werden geschaffen, Steuern bezahlt, Investitionen getätigt. Doch in den letzten Jahren macht sich besonders bei Großproduktionen ein Trend breit, der dem gemeinen Filmfan das Filmerlebnis nicht zwingend vollkommen zerstört, aber zumindest etwas versauert: Product Placement. Hierbei werden die Produkte bestimmter Hersteller in den Film eingebaut, nicht zwingend um das Produkt an sich zu bewerben, sondern viel eher um die Präsenz des Produktes und des Produktnamens hervorzuheben und im Hinterkopf des Zuschauers (und Konsumenten in Personalunion) zu verankern. Je öfter ein bestimmter Produktname eine sichtbare Relevanz erhält, so höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Konsument zu einem späteren Zeitpunkt sich (oftmals unbewußt) an diesen Produktnamen erinnert und somit Produkte dieses Hersteller erwirbt. Product Placement bedeut im Grunde: Präsenz zeigen. Zumindest war dies einmal so.
Product Placement existierte gerade im Filmbusines schon immer und ist keinerlei Erfindung der Produktionen der Jahrtausendwende. Während in Robert Zemeckis‘ Zeitreise-Abenteuer ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT II im Jahre 2015 die fliegenden Autos von Texaco betankt wurden, durften sie in Ridley Scotts SciFi-Klassiker BLADE RUNNER im Jahre 2019 an Leuchtreklamen des Getränkeherstellers Coca-Cola vorbeifliegen. Auch der damalige Software-Gigant Atari war im futuristischen Los Angeles vertreten,…
… während Marty McFly in Hill Valley Pepsi anstatt Cola bevorzugte.
Ironie der Geschichte im Falle von BLADE RUNNER: Atari schaffte nicht mal das Millenium und ging de facto im Jahre 1996 Pleite (der Markenname wurde aber 2001 von dem französischen Software-Entwickler Infogrames aufgekauft). Ähnliches galt für weitere Sponsoren des Films, wie den Küchenartikelhersteller Cuisinart (damals bekannt für seine futuristischen und innovativen Designs) und die Flugzeuggesellschaft Pan Am. In der Marketing-Branche ist dies auch als der BLADE RUNNER-Curse bekannt.
Für das JURASSIC PARK-Sequel VERGESSENE WELT sicherte sich der Daimler-Konzern die Exklusiv-Rechte, um bei der Dinojagd ihren Mercedes-Jeep über die tropische Insel brettern zu lassen. Das es zumindest hier die ein oder andere Einstellung gab, in der die Marke Mercedes kurz in den Mittelpunkt gerückt wurde, überrascht demnach nicht. Allerdings war dies alles immer recht übersichtlich gestaltet und nie ein wirklich störendes Element. Regisseure wie Spielberg wissen, wie man es geschickt einbauen kann ohne das es allzu offensichtlich oder gar störend wirkte.
In IRON MAN düste Tony Stark hingegen exklusiv mit einem Audi durchs Bild, aber auch hier konnte es von Regisseur John Favreau schnittig inszeniert werden. Ehrlich gesagt, erst als ich wußte, dass Audi die Autos sponsorte, fiel es mir wirklich auf…
Auch in Filmen wie TRANSFORMERS ist das Product Placement zwar offensichtlich, aber kein allzu extrem störendes Element. Dass das produzierende Studio die Produktionskosten durch einen Deal mit dem Autobauer General Motors um 3 Millionen Dollar senkte und die Autobots sich dementsprechend in Modelle eben dieses Herstellers (und seiner Tochterfirmen) verwandelten, ist nicht wirklich zu bemängeln, denn am Ende des Tages müssen sich die Autobots schließlich in irgendeine Karre transformieren. Die Autos sind somit so oder so ein Star und Augenmerk des Films – hier brauchte man die Kamera nicht etxra auf die Modelle lenken. Sie waren eh allgegenwärtig. Wobei es im Falle von TRANSFORMERS schon schade ist, dass Bumblebee kein VW Käfer mehr ist, denn mit VW konnte demnach kein Deal abgeschlossen werden. Auch das Internet-Aktionshaus Ebay wird im Film mehrere Mal erwähnt, dieses aber immerhin auf sehr witzige und kreative Weise. Hier muss man allerdings anmerken, dass Ebay kein offizieller Produktionspartner des Films gewesen ist, der aktiv Geld investierte, auch wenn sie letztendlich bei der Promotion des Films hilfreich waren.
Mit weiteren Partnern konnten nach Brancheninsidern dadurch rund 40 Millionen Dollar eingespart werden. Die eigentlichen Produktionskosten von TRANSFORMERS wären demnach deutlich höher ausgefallen. So wundert es auch nicht, das Regisseur Michael Bay, der zudem als extrem zuverlässiger und sehr gut vorbereiteter Filmemmacher gilt, den Streifen für gerade einmal 105 Millionen Dollar inszenieren konnte.
Übrigens muss es sich hierbei nicht immer um Produkte oder Produktnamen handeln, für die tatsächlich eine Investition getätigt wurde. Da zumindest die meisten großen Filmstudios mittlerweile Teil eines global-agierenden Medien- und Technik-Imperiums sind, wird die vorhandene Filmwelt auch fast ausschließlich nur von Produkten eben dieses Imperiums ausgestattet. SPIDER-MAN 3 wurde von Columbia Pictures produziert, die wiederum 1991 vom japanischen Technikkonzern Sony aufgekauft wurden. Deswegen verwundert es auch nicht, dass der farbige Student neben Peter Parker einen Sony Vaio Notebook mit sich hat. Roland Emmerichs Alien-Invasion INDEPENDENCE DAY wurde wiederum von 20th Century Fox produziert. Diese wiederum gehören zum Murdoch-Imperium zu dem auch der britische Sender Sky News gehört. Als die Aliens die Erde angreifen und internationale Nachrichten über die TV-Bildschirme gezappt wurden, wurden natürlich nur Sender eingeblendet, die zum Murdoch-Imperium gehören (oder zumindest in Partnerschaft mit diesem stehen), wie eben Sky News.
In MEN IN BLACK II, von Columbia Pictures produziert (somit Teil des Sony-Imperiums), wird gar Sonys Playstation II relativ deutlich (wenn auch kreativ) beworben, indem dessen Joystick zum Lenkrad des MiB-Autos umfunktioniert wird und das TV-Programm lief damals natürlich noch über Röhrenfernseher, der Marke Sony…
10 Jahre später, in Emmerichs Katastrophen-Actioner 2012, welcher von Sony Pictures Entertainment direkt in Auftrag gegeben wurde, hat Sony übrigens bereits die weltweite Marktherrschaft gewonnen. Ob Notebooks, Fernseher, Handys – die Technik-Welt gehört der Marke Sony.
In der Welt von LIVE FREE OR DIE HARD scheinen wiederum nur Handys der Marke Nokia zu existieren (wobei der finnische Nokia-Konzern keinerlei Verbindung zu 20th Century Fox besitzt)…
Dieses ist zwar verständlich, verzerrt aber natürlich die Realität in gewisser Weise. Man wird es kaum erleben, dass Produkte von der Konkurrenz in einem bestimmten Film auftauchen werden – egal wie populär sie eigentlich sind. Aber all diese Beispiele zeigen im Grunde nur auf, wie man Product Placement in Filmen relativ positiv einsetzen kann, ohne dass es das Sehvergnügen des Zuschauers wirklich korrumpiert. Der Zuschauer nimmt die Produkte natürlich wahr, sie sind allerdings oftmals sehr behutsam und kreativ in den Film eingebettet. Sie stechen nicht zu sehr hervor, sie lenken nicht vom Geschehen ab – und noch viel wichtiger: sie bestimmen nicht die Storyline oder das Handeln der Charaktere.
Doch in den letzten Jahren hat sich dies teils sehr extrem verändert. Deswegen folgen nun einige sehr nervige Beispiele für Product Placement…
10. Zombieland
Auch in ZOMBIELAND hat der Markenwahn nach dem Untergang der Menschheit kein Ende genommen. Der gute Woody Harrelson muss als einsamer Witwer durch Midwest America ziehen. Noch schlimmer: in der Apokalypse verlor er seinen einzigen alles geliebten Sohn. Tragische Geschichte. Als Motivation für sein Handeln jagt er nun durch die Staaten auf der Suche nach einem Element, welches ihn und seinen Sohn zeitlebends verbindete. Smart storytelling mit Herz, wah? Ja, naja. Denn dieses eine Element, welches die innige Beziehung des Sohnesmannes zu seinem Vater wohl verdeutlichen soll, ist kein alter Baseballhandschuh mit dem beide die Wochenenden im Vorgarten verbrachten oder der Traum einmal den Pazifik zu sehen (den der Vater nun dem Sohnemann erfüllt, in dem er mit einem Bild von ihm in der Tasche dorthin fährt), sondern… Hostess. Hostess? Ja. Hostess. Eine – zugegebenermaßen – sehr köstliche Süßigkeit aus den Vereinigten Staaten (und hierzulande wohl eher unbekannt). Und so sucht er natürlich nicht einfach nach irgendeinem Produkt dieser Marke, sondern nach einem ganz bestimmten, welches er und seinen Sohn verbindet. Und einen guten Anlaß dazu bietet es mehrmals in unterschiedlicher Form in den Film einzubauen. Ja, richtig. Diese delikate Süßigkeit wird zu einem tragenden Element der Handlung, da sie zu finden eine Hauptmotivation eines Hauptdarstellers ist, welche er am Ende auch genüßlich verschlingt.
9. I, Robot
Will Smith muss in der Adaption von Isaac Asimovs SciFi-Klassiker nicht nur gegen kybernetische Krawallmacher kämpfen, sondern auch gegen die Tücken des futuristischen Antiquitätenhandels. Denn diesen musste er nutzen, um an ein paar echte Klassiker der Schuhmode zu gelangen: Converse Classics. Netter Gag, richtig? Nicht wirklich. Abgesehen von der Tatsache, dass diese Schuhe, die im Film von Will Smith fast schon als legendär behandelt werden, aus heutiger (bzw. damaliger) Sicht nicht wirklich Classics waren (die Schuhe erschienen im Jahre 2004 – reinzufällig dasselbe Jahr, in dem der Film veröffentlicht wurde), hat diese (fast schon anmutende) Nebenhandlung auch keinerlei Bedeutung für den Verlauf der Storyline. Da der gute Will (Achtung, Spoiler…) selber über kybernetische Einzelteile am Körper verfügt (linker Arm ist aus Metall…), steht er mit diesem Fremdkörper und vielen weiteren Errungenschaften der Zukunft im ständigen Zwist. Kybernetik ist nicht sein Fall, schon gar keine Robots. So könnte man dann argumentieren, dass durch den Kauf der „alten“ Schuhe (die nagelneu präsentiert werden) verdeutlicht werden soll, wie skeptisch er Neuerungen gegenübersteht. Aber das glaubt eh keiner. Die Szene ist weder als Charaktervertiefung zu verstehen, noch als Nebenhandlung. Es ist quasi eine Werbeunterbechung. Wer als Gegenargument anbringen möchte, dass selbst schon Marty McFly in ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT II Schuhe des Herstellers Nike trug, dem bringe ich entgegen: die Schuhe existierten nicht. Es war ein Gag. Auch wenn natürlich der Markenname deutlich genannt wurde (aber hier sind wir wieder bei dem Unterschied zwischen Präsenz zeigen und direkter Produktbewerbung).
8. Little Nicky
Dies wird nicht Adam Sandlers einziger Film sein, der hier auftauchen wird. Der Sandman, wie er von seinen früheren SNL-Kollegen genannt wird, drehte 1999 diesen recht schrägen und aberwitzigen Film, indem er als des Teufels verschrobener Sohn in der irdischen Welt seinen Bruder davon abhalten muss, die Macht an sich zu reißen und somit das Gleichgewicht der Kräfte (Himmel = Hölle) aus dem Lot zu bringen. Mit der Situation ist er zweifelsohne vollkommen überfordert. Macht nichts. Dafür kann kann er auf Erden wenigstens seiner größten Schwäche fröhnen: den Verzehr von Popeye’s Chicken, gebratenen Hähnchenkeulen einer US-amerikanischen Fast Food-Kette. Im Grunde futtert er diese die ganze Zeit – natürlich immer so, dass die Kammera jeden schmackhaften Bissen einfängt. Er fängt sogar mit dem Essen an zu spielen und einen Werbespot nachzuahmen. Was im Grunde einen Werbespot darstellt.
Noch schlimmer: am Ende des Films, als die Dämonen aus der Untiefe hervorkriechen, schafft er es sogar, sie mit einer sehr großen Portion von Popeye’s Chicken dazu zu ermuntern, ihre Weltherrschaftspläne aufzugeben.
Ach, ja. Was Fast Food so alles bewirken kann…
7. Verschollen – Cast away
Hat jemand vor Robert Zemeckis‘ Insel-Drama schon einmal etwas von dem US-amerikanischen Kurier- und Logistikunternehmen FedEx gehört? Nein? Wunderbar! Dann hat die Werbung ja gefruchtet! Als leitender FedEx-Mitarbeiter, der gerade eine Filiale in Russland eröffnet hat, landet Tom Hanks auf einer einsamen Insel. Der Überlebenskampf beginnt. Nach mehreren Jahren Einöde kehrt er zurück in die alte Heimat. Ausgehungert, aber immer noch pflichtbewußt. Nicht nur, dass er das Inseldrama dank mehrerer gestrandeter FedEx-Pakete aus dem abgeschmierten Flugzeug überlebt (in einem befanden sich ein paar Schlittschuhe, die hervorragend zur Kokosnuss-Spaltung zu gebrauchen waren), als pflichtbewußter Angestellter liefert er nach 5 Jahren sogar ein Paket von der Insel aus. Denn FedEx liefert immer. Komme was wolle.
Am Anfang des Films darf er aber noch beweisen wie effektiv und vor allem effizient FedEx arbeitet, als er die russischen Angestellten auf FedEx‘ Credo einarbeitet…
Man kann sagen was man will, der Streifen hat seine Qualitäten. Er ist aufgrund seines Settings quasi zeitlos und die Macher vor oder hinter der Kamera verstehen ihr Fach. Auch in 10 Jahren wird der Film als moderner Klassiker für die Massen irgendwo um 20:15 Uhr im Abendprogramm laufen. Das alleine garantiert die Präsenz von Everybody’s Darling Tom Hanks, der zweifelsohne eine der größten Zuschauer-Magneten des modernen Hollywood-Kinos ist. Somit hat FedEx hier eine der klügsten Werbe-Investitionen ihrer Firmengeschichte getätigt. Man kann ruhig behaupten, es gab für die Firma international eine Zeit vor CAST AWAY und eine Zeit danach.
Allerdings war FedEx nicht der einzige Sponsor. Denn auf der einsamen Insel schneiderte sich Hanks mit Blut und Gestrüpp einen neuen Kumpel aus einem Volleyball zusammen. Diesen nannte er Wilson – genauso wie der dazugehörige Sportartikelhersteller eben auch heißt. Pfiffig. Denn somit setzt sich der Name des Herstellers tief im Gedächnis des Zuschauers fest, gerade weil Wilson in der englisch-sprachigen Welt als Vor- und Nachname gebräuchlich ist. Man stelle sich nur vor Tom Hanks hätte die ganze Zeit Adidas geschrien. Das hätte absurd gewirkt. Aber im Grunde stellt der Name Wilson nichts anderes dar. Für den Sportartikel-Hersteller kam es sogar noch besser: mittlerweile ist der Wilson-Volleyball aus dem Film fast schon zu einem pop-kulturellen Element geworden, welches die Firma in einem Sonderdesign gar ins Sortiment aufgenommen hat.
6. Email für dich
In dem Remake von Ernst Lubitsch‘ Klassiker RENDEVOUZ NACH LADENSCHLUSS verlieben sich Tom Hanks und Meg Ryan quasi anonym ineinander, indem sie sich über einen langen Zeitraum Emails versenden. Ohne ihre wahre Identität preiszugeben. In Wirklichkeit kennen und hassen sie sich. Hanks ist das Smiley Face von Corporate America, der als Leiter einer Buchhandelskette in den Geschäftsbereich von Meg Ryan vordringt. Denn diese besitzt einen kleinen Buchhandel, dessen Existenz von Hanks‘ Monsterläden bedroht ist. Am Ende muss sie ihr Geschäft gar aufgeben. Keine Sorge, alles nicht so schlimm. Anscheinend muss sie keine Insolvenz anmelden, hat weder erdrückende Schulden, noch Privatbesitz den der Gerichtsvollzieher aufgrund offener Rechnung beschlagnahmt. Denn Corporate America in Form von Tom Hanks ist schon zur Stelle, um ihr auszuhelfen und ihr Geschäft, den kleinen Buchladen von nebenan, in das Handelsimperium einzubinden. Ach, wie schön. Wer glaubt, dass diese unverhohlene Werbung für das System der Martkverdrängung durch unfairen Wettbewerb, schon alles gewesen sei, der irrt sich. Der gesamte Film wird von AOL quasi gesponsort, die Teil des Medienimperiums AOL Time Warner sind. Bereits im Vorspann darf man ihr Logo begutachten, während durchweg der AOL Chat als einziges Kommunikationsmittel dient. In Lubitsch‘ Klassiker schrieb man sich noch anonym Briefe, es wäre aber so, als ob das Briefpapier im Jahre 1940 sichtbar einen Markennamen tragen würde…
Wem das immer noch nicht reicht: der Titel des Films lautet im englischen Original: YOU’VE GOT MAIL! Dies ist exakt der Wortlaut den AOL-User hör(t)en, wenn sie eben eine neue Email erhielten. Wäre genauso, wenn Volkswagen einen Film produziert, der dann den Titel VORSPRUNG DURCH TECHNIK tragen würde. Der Werbeslogan wird somit zum Filmtitel.
5. Blade III
Auch Vampirjäger mögen gute Mucke. Und damit das Niedermetzeln von Blutsaugern gleich etwas lockerer und rhytmischer von statten geht, schadet es ja nichts, wenn man nebenbei seine Lieblingssongs hört. Zum Beispiel mit einem iPod, dritter Generation. Natürlich Käse. Wenn man sich absichtlich in die Höhle des Löwen begibt, sollte man seine Augen und Ohren wachsam halten. Aus allen Ecken kann ein Blutsauger überraschend hervorkraxeln. Dennoch schien es für die Produzenten verlocken genug Jessica Biel als Promotion-Pinup über die Leinwand hüpfen zu lassen – eben mit einem iPod in der Tasche. Sollte wohl sexy und cool wirken. Tut es auch irgendwie. Inhaltlich ergibt es trotzdem keinen Sinn, wenn Vampirjäger absichtlich einen ihrer wichtigsten Sinne bei der Vampirjagd betäuben…
4. Was Frauen wollen
Mel Gibson muss sich in dieser leicht-lockeren Komödie nicht nur mit den Gedanken der Frauenwelt rumschlagen (die er nach einem Stromschlag hören kann), sondern auch mit einem Werbekunden, der gezielt Frauen mit einer neuen Werbekampagne ansprechen möchte. So deckt sich Haupt- mit Nebenhandlung perfekt. Hmh. Ja, doch. Das tut es. Problem nur: dieser Werbekunde ist der Sportartikelhersteller Nike und dieser erscheint in mehr als nur eindeutiger Präsenz im Film. Er wird nicht einfach so nebenbei erwähnt. Es ist nicht nur Teil der Handlung – de facto wird der Film von einem Werbespot unterbrochen. Denn als Marketingstratege muss der gute Mel seinen Werbespot vor der Kundschaft sowie der Chefetage präsentieren. Und somit zwangsläufig vor dem Publikum. Also, wird sich der Zuschauer auf eine 30-sekündige Werbeunterbrechung für die Firma Nike gefasst machen müssen. Immerhin moderiert von Mel Gibson.
3. Demolition Man
Dies ist nun ein etwas merkwürdiger Fall von Product Placement. Manch einer denkt nun an das offensichtliche: in einer sehr befriedeten Zukunft wacht der Action-Klopper Sylvester Stallone als Relikt des späten 20.Jahrhunderts auf und muss der netten Polizei von San Angeles bei der Jagd nach dem Schwerverbrecher Simon Phoenix helfen. Denn die Menschheit hat sich einer sich innig liebenden Gesellschaftsform hingegeben. Sogar das Fluchen steht unter Strafe. Und so verwundert es auch nicht, dass alle Rock- oder Hip Hop-Songs verboten sind. Die harmlosen Jingles der Corporations hingegen nicht, die auch regelmäßig im Film angeklungen werden. In der deutschen Version ist dieses stark abgemildert, da die Jingles nicht nur übersetzt (und somit zwangsläufig verfälscht) wurden, sondern dem Zuschauer auch hierzulande nicht geläufig sind. Aber es gibt noch einen weiteren Unterschied. In der Zukunft dinniert man gepflegt bei Taco Bell – oder in der deutschen Fassung bei Pizza Hut. Denn Taco Bell war wohl damals in Europa nicht bekannt genug, so dass man für den alten Kontinent Pizza Hut digital einfügte.
Warum aber in einer befriedeten Zukunft angeführt von Gutmenschen gerade Fast Food-Ketten als Edelrestaurants verkauft werden, bleibt mir ein Rätsel. Aber vielleicht gibt es in San Angeles auch einfach keine Bio-Bauernhöfe mehr…
In der deutschen Fassung wird das englische Wort Hut [hu:t, pl ˈhy:tə] übrigens wie das deutsche Wort Hut ausgesprochen. Was für weitere Irritationen sorgt…
2. Jerry Maguire – Spiel des Lebens
Product Placement kann auch daneben gehen. Dies musste Reebook beim Sponsoring des Films JERRY MAGUIRE – SPIEL DES LEBENS erfahren. Im gesamten Film über versucht Cuba Gooding Jr’s Charakter, Rod Tidwell, einen Werbevertrag mit Reebook zu erhaschen, die ihm aufgrund seiner mittelmäßigen sportlichen Leistungen nicht unter Vertrag nehmen wollen. Nun könnte man meinen, das dies nicht zwingend Werbung für Reebook sei, da Tidwell in gewisser Weise ja ein Redeeming Character sei, der zum Ende hin der gesamten Sportwelt beweist, das er eben doch Leistung abliefern kann. Und genau hier haben wir das Problem. Ursprünglich war gedacht, das zum Ende hin ein Werbespot im Film eingeblendet wird, der Tidwell bei der Bewerbung von Reebook-Produkten präsentiert. Als Botschaft des Spots sollte „Rod Tidwell. We ignored him for years. We were wrong. We’re sorry.“ aus dem Off ertönen. Haken an der Sache: der Regisseur Cameron Crowe entschied sich, den Werbespot herauszuschneiden. Somit bleibt Reebook beim Zuschauer im Grunde als das Unternehmen im Kopf, dass einem der Helden des Films auch nach seinem verdienten Erfolg jegliche Anerkennung verweigert. Reebook war von dieser Interpretation nicht sonderlich begeistert und klagte gegen die Produktionsfirma. Eine außergerichtliche Einigung soll es gegeben haben.
1. Jack and Jill
Ah, wieder der Herr Sandler. Generell kann man sagen, dass Adam Sandler, der mit seiner Produktionsfirma Happy Madison alle seine Filme selber produziert, ein sehr großer Freund von Product Placement ist. So sehr, dass man fast schon behaupten könnte, dass jedes Produkt, das in seinen Filmen auftaucht, quasi eingekauft wurde. Extrem deutlich wird dieses in seiner letzten Klamotte JACK AND JILL, in der er gleich zwei Rollen übernahm und seine Corporate Buddies quasi die Finanzierung. So könnte man dies zumindest vermuten. Wie eingangs erwähnt, nicht zwingend schlimm, ja, wenn der Film sich nicht von Filmszene zu Filmszene hangeln würde, die zweifelsohne nur dazu dienen, die Produkte der generösen Sponsoren zu bewerben. Ob im kleinen oder großen Rahmen.
Ausgangspunkt der Story: Der grundsolide Jack bekommt Besuch von seiner (total!) schrillen Zwillingsschwester Jill. Vom Prinzip her war es das auch schon. Der Rest der Storyline hangelt sich von Situation zu Situation. Und diese werden oftmals von den Produkten bestimmt. Zumindest hat man dieses Gefühl. An einem Punkt des Film bucht Jack eine Kreuzfahrt des Anbieters Royal Carribean Cruises. Mit strahlendem Lächeln werden unsere Hauptdarsteller von Crewmitgliedern wie aus einem Modelkatalog zuvorkommend begrüßt („Welcome to Royal Carribean Cruises!“) und bedient. In perfekten Shots bei Sonnenuntergang wird eine Traumreise suggeriert. Quasi ein Werbespot.
Im Grunde gibt es in dem Film kaum eine Sekunde, in der kein Markenname platziert wurde – was zu sehr vielen sehr merkwürdigen und gestellten Filmmomenten führt.
Und hierbei habe ich noch gar nicht erwähnt, dass der Film von Sony Pictures vertrieben wurde. Somit tauchen natürlich auch nur Produkte dieses Technikkonzerns auf. Aber dies sei angesichts der Masse an Product Placement echt geschenkt. Denn eine der Nebenhandlungen dreht sich um Jack, der einen flippigen Werbespot für Dunkin‘ Donuts mit Al Pacino produzieren muss. Jill, in ihrer schrillen Art, torpediert dies natürlich ständig. Das der Film ein Happy Ende hat, dürfte keine Überraschung sein und so schließt der Film eben auch mit der erfolgreichen Produktion dieses Werbespots, in dem Al Pacino tanzend ein neues Produkt namen Dunkaccino bewirbt (Zitat: „What’s my name? DUNKACCHINO! DUNK-A, DUNK-A, DUNK-A, DUNK-A, DUNKAAAACCCCINOOOO!“). Somit voller Erfolg für Jack. Und den Werbekunden. Auch wenn der Film-Pacino auffordert, den Spot zu verbrennen – egal. Der Spot ist im Film. Als Gag zwar, aber der Markenname selbstironisch platziert. Und darauf kommt es an.
Die Jungs von RedLetterMedia haben hierzu ein brillantes Review produziert, dessen zweiter Teil sehr genau auf den Product Placement-Wahn des Films eingeht. Unbedingt anschauen – es ist sehr erhellend.
‐ Markus Haage