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Die zehn unrealistischsten Film-Klischees!

verfasst am 14.September 2011 von Markus Haage

Killer kommt um die Ecke – Auto springt nicht an, Handy hat keinen Empfang, bei der Flucht stolpert man und kann nicht mehr aufstehen. Dies sind nur drei Standard-Klischees, die einen jeden Hollywood-Film bereichern, aber natürlich gibt es weitaus mehr. Immer wiederkehrende Elemente, die Drehbuchautoren nutzen, um ihre Geschichten zu erzählen. Oftmals bleibt kaum eine andere Möglichkeit, denn die Autoren stehen in der Regel immer vor demselben Problem: warum fahren die Opfer nicht schnell mit ihrem Auto weg? Warum rufen sie nicht einfach mit ihrem Handy um Hilfe – oder rennen einfach um ihr Leben? Aber wenn ein Film so simpel wäre – wie das Leben manchmal ist – dann hätte man nur eine sehr kurze Geschichte zu erzählen. Und so greift Hollywood desöfteren in die Klischee-Kiste – mal aus produktiontechnischen, mal aus narrativen Gründen. Oftmals sind die Klischees unrealistisch – aber präsentieren in sich logisch erscheindende Plot-Points, um die Geschichte voranzubringen. Meine Damen und Herren, hier sind die 10 unrealistischsten Film-Klischees, oder zumindest die nervigsten…

10. Noch 30 Sekunden…
Zwecks dramatischen Spannungsaufbau ruft ein Delinquent (selbstredend unschuldig) bei seinen Häschern vom FBI ein. Ob Evangeline Lilly in der US-TV-Serie „Lost“ (Folge: „What I did) oder Leonardo DiCaprio in Steven Spielbergs „Catch me if you can“ – alle winseln sie um Gnade. Alle werden von ihren Verfolgern höhnisch abgewiesen. Alle möchten vor dem eigentlichen Showdown die Dramatik erhöhen. Doch zwischen dem Gejagten und dem Verfolgern stehen nicht nur ein Telefonanruf, sondern auch eine Eieruhr, die dem Gejagten genau anzeigt wie lange er telefonieren kann – bis das FBI mit seinen ultramodernen High-Tech-Apparaten den Anruf zurückverfolgen kann! 45 Sekunden können es sein. Falls dies nicht ausreicht um die nötige Dramatik gekonnt in einem Dialog zu verpacken auch mal 60 Sekunden. Aber nie weniger als 30. Wenn die Eieruhr klingelt weiß der Anrufer, dass er sofort auflegen muss. Und während er sicher die Telefonzelle und den Bundestaat, in dem er sich befindet, verlassen kann, schauen sie am anderen Ende der Telefonleitung die FBI-Agenten machtlos an – nur 3 Sekunden haben gefehlt bis man den Ursprung des Telefonats hätte orten können! 3 SEKUNDEN! ARGH!!! Alles Quatsch. In der Realität lässt sich ein Telefonanruf problemlos ab der ersten Milisekunde zurückverfolgen. Es benötigt keine 60 Sekunden um den Radius des Anrufs einzukreisen. Warum auch? Mit dem ersten Klingeln ist die Verbindung bereits hergestellt. Und in einer Zeit in der man problemlos Mikrowellen via Google Map orten kann, sowieso vollkommener Nonsense.

Eigentlich müsste hier alles durch die Gegend fliegen…
(© Paramount Pictures)

9. Der Weltraum, unendliche Breiten.
Stolz maschiert Captain Kirk auf die Brücke der Enterprise und befiehlt die Zerstörung eines romulanischen Drogenkonvois. Dabei steht er selbstredend. Und zwar aufrecht. In heroischer Pose. Indes prügelt sich Obi Wan Kenobi mit dem dunklen Lord der Sith, Darth Vader, auf der furchterregendsten Kampfstation des Universums (kann ganze Planeten atominisieren). Selbstredend gleiten sie herbei nicht durch den Raum, sondern blicken sich dabei Aug in Aug entgegen – auf ihren Beinen stehend, die sie durch soviele Abenteuer getragen haben. Starfighter Apollo verführt zwischenzeitlich eine Starfighter-Auszubildende in seiner Kampfkoje. Liegend. Im Bett. Nicht weil er vor Manneskraft nur so strotzt, sondern weil die Gesetze der Schwerkraft in Hollywood außer Kraft gesetzt wurden. Nicht erst gestern, sondern seit jeher. Während unsere Astronauten an Bord der internationalen Raumstation genauso wie ihre sowjetischen Kollegen auf der Mir vor 20 Jahren, durch ihre Küche schweben, kann jeder noch so schlacksige Weltraum-Held auf der Leinwand mit strammen Beinen auf dem Erdboden stehen. Ihr wißt es bereits: in der Realität lässt sich nicht so einfach eine künstliche Schwerkraft erzeugen. Es geht ohne Frage. Allerdings beschränkt die Wirklichkeit die Fiktion dermaßen, dass Hollywoods Drehbuchautoren mittels ihrer Phantasie einfach ein künstliches Schwerkraftfeld entwickeln, dass irgendwann von einer (wohl) unglaublich intelligenten Lebensform entwickelt wurde. Ob Trek-Shuttle, Sternenzerstörer oder X-Wing – überall wo sich Schauspieler befinden herrscht die Schwerkraft, die uns das Leben auf der Erde so schwer macht (verflucht seist du!). Im Weltraum hingegen schwubbelt man sanft durch die Gegend. Da dies für Filmproduktionen natürlich äußerst umständlich nachzuahmen ist, verzichtet man seit jeher auf eine realistische Darstellung. Lediglich Perfektionist Stanley Kubrick tat dies nicht und führte (vielleicht als erster Filmregisseur) eine rotiernde Kapsel ein, die aufgrund einer künstlich erzeugten Zentrifugalkraft Astronauten auf den Boden der Tatsachen bringt. Brian De Palmas setzte dies für seine „Mission to Mars“ ebenfalls um. Und bevor jemand fragt: ja, dies ist wirklich die einzige Möglichkeit ein künstliches Schwerkraftfeld im Weltraum zu erzeugen. Jedenfalls die bisher einzig bekannte Möglichkeit. Mag sein, dass irgendwannn ein Schwerkraft-Anlagentechniker mit der zehnfachen Gehirnmasse von Stephen Hawkings auf eine andere Idee kommt. Bis dato muss in der Wirklichkeit – oder realistischen Umsetzungen – weiter rotiert werden.

Rambo lädt nicht nach.
(© Studiocanal GmbH)

8. Dauerfeuer.
Man kennt es: unser muskelbepackter Held ist umzingelt von Gangstern, Soldaten, Tyrannen, Robotern, Monstern – oder was auch immer Jagd auf ihn macht. Aber es bleibt ihn zumindest eine Hoffnung in dieser ausweglosen Situation. Er hat noch eine Waffe – eine schrottige Ak-47, besser bekannt unter den Namen seines Erfinders: Kalaschnikov. Geparrt mit seinem eisernen Überlebenswillen und seinen gestählten Muskeln kann dies ausreichen, um in einem Grand Finale den Bösen Einhalt zu gebieten. Also stürmt er los ins Gefecht. Und zwischen Rauschwaden und Muskelkrampf legt er einen Bösewicht nach dem anderen um – gezielt – mit einer MG-Salbe. Glück braucht er nicht, denn er hat seine AK-47. Die man selbstredend nicht nachladen muss. In der Wirklichkeit würde unser Heros wahrscheinlich bereits nach 4 Sekunden ohne Munition darstehen. Nach 4 Sekunden? Jepp, 4 Sekunden. Entgegen sämtlicher Film-Mythen wurde die AK-47 nicht erschaffen um gröhlend auf dreihundert Feinde loszurennen und sie im Dauerfeuer-Modus niederzustrecken. Sie ist ein Sturm-Gewehr – die Betonung liegt auf Gewehr. Im Sturmangriff kann man somit durch eine kurze Betätigung des Feuerknopfes einen Gegner niederstrecken – ohne dabei genau zielen zu müssen (was die Situation in einem solchen Moment oftmals nicht zulässt). Frei nach dem Motto: irgendeine Kugel wird schon den Körper des Gegners finden. Das man aber eine AK-47 dazu benutzt um 20 Minuten lang Drogenbarone niederzumetzeln, ist vollkommener Nonsense. Nach 4 Sekunden Dauerfeuer ist das Magazin leer. Damit unser Heros überhaupt die ersten 5 Minuten übersteht, müsste er drei Seesäcke voller Magazine auf seinem Rücken tragen. Ein Soldat im wirklichen Leben trägt maximal vier Magazine bei sich. Maximal.

7. Schweig, Elender!
Man kennt es: ein Übeltäter wird von der Bullerei gefasst. Schnell werden ihm Handschellen angelegt und er gegen das Polizeiauto gedrückt, um durchsucht zu werden. Währenddessen liest ein Polizeibeamter ihm seine Rechte vor: „Sie haben das Recht zu Schweigen. Alles was sie sagen kann und wird vor Gericht gegen sie verwendet.“ Zack – der Übeltäter wird in die Bullenkarre verfrachtet und danach ins Kittchen. Auch dieses ist wohl nur ein mehr oder weniger spektakulärer Film-Mythos, der in unzähligen Thrillern und Dramen bereits als bedeutsamer Plot-Twist genutzt wurde. Dem Täterling wurden seine Rechte gar nicht – oder nicht ausführlich genug vorgelesen – also kommt er frei. Das Vorlesen der Rechte ist somit von fundamentaler Bedeutung, richtig? Richtig. Ne, wart ma‘ – FALSCH! Es ist lediglich zu begrüßen wenn ein amerikanischer Polizist dem Fiesling seine Rechte bei der Festnahme vorliest – er muss dies allerdings nicht tun. Schon gar nicht wenn er auf frischer Tat ertappt wird. Seine Rechte werden ihm in einer eingeübten Prozedur auf dem Polizeirevier so oder so nochmal vorgelesen. Ob dies nun am Tatort passiert oder auf dem Himalaya ist eigentlich wurscht. Und tut dies ein US-Cop mal nicht, dann ist dies ebenfalls vollkommen egal. Denn die Herren vom Vollzug werden es standardmäßig sowieso tun.

Generell möchte man in US-Filmen die Übeltäter recht schnell zum Schweigen bringen – und so wird ihnen natürlich auch nur EIN Telefongespräch – bezahlbar mit einem Quarter (25 Cent) zugestanden. Tja, wenn ruft man an? Die liebe Familie oder den Rechtsanwalt? Vollkommen wurscht. Sofern es machbar ist, hat der Übeltäter jederzeit das Recht in die Außenwelt zu kommunizieren – mit seinem Anwalt sowieso. Es ist lediglich ein Zeit- und Personalproblem, dass man den Gefangenen nicht rund um die Uhr telefonieren lassen kann. Aber das ist ja nun eine ganz anderes (reales) Problem…

6. Es krascht, es zischt – zu sehen ist nüschd!
Wir waren schon kurz im Weltraum und werden in die unendliche Weite des Raumes nun zurückkehren. Effektive und spannungsgeladene Weltraumschlachten müssen sich natürlich denen auf der Erde ähneln. Der Zuschauer erwartet Explosionen, Feuerbälle, ob visuell oder auditiv – es muss richtig knallen! Genaugenommen ist auch dies vollkommener Unsinn. Im Weltall herrscht ein Vakuum, wodurch sich weder Feuer ausbreiten kann, noch Töne übertragen werden können. Freunde, ich sag es ungern: aber die Schlacht um den zweiten Todesstern wäre in der Realität relativ unspektakulär. Mag sein, dass ein Sternenzerstörer genug Sauerstoff-Reserven besitzt um wenigstens ein Explosönchen visuell darzustellen – aber im Grunde frisst das Vakuum jegliche Flammen sofort auf. Riesige Feuerbälle, brennende Raumschiffwracks, gewaltige Explosionen – ne, nicht in der Wirklichkeit. Aber solltet ihr irgendwann mal auf einem Raumschiff sein und es anfangen zu brennen, dann wisst ihr jetzt: einmal gut durchlüften und das Feuer ist aus. Vorher aber in einem Raumanzug schlüpfen.

5. Bitte die Schlüssel, Herr General!
Kugeln fliegen umher, Körperteile ebenso. Die Luft wird von schmerzverzehrten Schreien durchrießen. An jeder Ecke explodiert es! Die feindliche Armee hat die Linien überrannt. Heldentod oder Rückzieher? Natürlich Rückzieher – den Heldentod im Film stirbt ein Soldat nur, wenn er vorher ein Foto seiner Verlobten rumgezeigt hat. Also, alle Mann raus hier. Panzer ist voll, bleibt nur der Jeep. ABER WO SIND DIE SCHLÜSSEL? Militär-Fahrzeuge in Filmen haben die Angewohnheit mit einem Autoschlüssel gestartet zu werden. Natürlich dient dies ebenfalls dem Spannungsaufbau. Wenn unser Held von irgendeinem Grauen (Monster, Alien, Schuft…whatever!) verfolgt wird, kann er natürlich nicht sofort wegdüsen. Sein Auto darf nicht anspringen! Als ob dies schon nicht Klischee genug wäre, passt man die Realität dem Film an – und der Held, der gerade von einem Militärstützpunkt fliehen will, welcher von außerirdischen Brabbelmonstern in ihren fliegenden Untertassen bombadiert wurde, muss erst die Schlüssel finden (i.d.R. hinter dem Sonnenschutz). In der Wirklichkeit drückt man ’nen Knopp – und fährt weg. Praktisch (aus gutem Grunde). Aber unspektakulär.

4. Benzin brennt, grundsätzlich und überall.
Man kennt es, ein Schurke steht an einer Tankstelle – der Heros will ihn dingfest machen. Doch der Halunke geht zur Zapfsäule und lässt einfach eine Runde Bleifrei auf den Boden plätschern. Natürlich nicht gleichmäßig verteilt – er wirft den Zapfhahn beiseite. Den seine Hände braucht er, um sich eine Zigarette oder ein Streichholz anzünden zu können. Ihr wisst, was kommt: mit einem coolen Spruch auf den Lippen („Du bist gefeuert!“ – höhö…) wirft er seine Zigarette in die Benzin-Lache und macht sich vom Acker – bevor sich das brennende Benzin zur Zapfsäule – gefüllt mit bis zu 10.000.000.000.000.000.000.000 Fässern Rohöl – die wiederrum an eine unterirdische Dynamitfabrik gekoppelt sind – ausgebreitet hat. Der ganze Laden fliegt in einem spektakulären Feuerball in die Luft. Man kennt es zu genüge – und auch in der Realität ist es verboten auf Tankstellen zu rauchen, zu grillen oder Feuerwerkskörper abzufeuern. Von daher doch realistisch – oder? Ne, alles totaler Quatsch. Erstens, wirft man den Zapfhahn beiseite sprudelt kein Benzin mehr raus – Sicherheitsvorkehrung. Nur wenn man ihn gedrückt hält, pumpt es hinaus. Zweitens, eine Zigarette ist nicht heiß genug um eine Benzinlache zu entzünden. Natürlich kann es unter Umständen passieren – deswegen auch das grundsätzliche Offene-Feuer-Verbot an Tankstellen – die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering. Erst recht in einem Actionfilm, in dem der Schurke sich gefühlte 100 Minuten Zeit lässt, bevor er seine Kippe ins Benzin wirft. Die notwendigen Gase, um das Benzin zu entzünden, haben sich bis dahin längst verflüchtigt. Drittens, die Zapfsäulen sind geschützt. Wird der Zapfhahn nicht betätigt, so verschließt sich die Zapfsäule automatisch. Ein Feuer könnte sich somit nicht durch den Zapfhahn zum unterirdischen Öltank durchfressen und alles zur Explosion bringen. Somit dreimal Nonsense…aber, hey! Geil sieht’s aus.

3. Bauchschuss – ARGH! – Tod! – UFF!
Veletzungen in Filmen sind immer so eine Sache. In der Regel dienen sie natürlich dazu, die Geschichte voranzubringen, dramaturgisch zu verdichten und/oder die Protagonisten vor neue Probleme zu stellen, die die Auflösung der Geschichte erschweren. Interessant hierbei ist allerdings, dass die Verletzungen in Filmen zwar immer recht spektakulär aussehen sollen, aber so gut wie nie die realistischen Folgen aufzeigen. Wird im Gefecht in den schottischen Highlands ein Freiheitskämpfer von einem Pfeil getroffen, so kippt dieser gleich tot um – anstatt minutenlang qualvoll am Boden zu röcheln. Wird der befreundete Rookie-Cop bei einem Feuergefecht in den Bauch geschossen, so darf dieser mit verschwitzten Gesicht den anderen, älteren Cops sagen, dass er seine Verlobte liebt und es ihm eine Ehre war, der Polizei zu dienen, aber sterben muss er gleich. Anstatt langsam an einer Blutvergiftung dahinzusiechen – ohne Flaks, in der Realität würde genug Zeit bleiben, um den Rettungswagen zu rufen. Die Lage wäre weiterhin kritisch, aber der Verletzte hat eine Chance zu überleben. Im Film gibt man jede Hoffnung auf – Bauchschuss, ach, der schafft es nicht mehr. Kein Einspruch erlaubt. Wer getroffen wurde, muss sterben. Und zwar schnell. Es sei denn es ist der Filmheld – der kann auch mit ’ner Kugel im Kopp noch an einem Schachtunier teilnehmen. Falls es der Geschichte dient…meistens wohl eher nicht…

2. Geschlechtsverkehr, ein Traum in Weiß… Oder so ähnlich.
Ja, auch um dieses pikante Thema machen wir keinen Bogen. Denn wir müssen ehrlich sein: die Darstellung des Geschlechtsaktes im Film kann und muss mittlerweile als Tyrannei für die männlichen Bewohner dieses Planeten bezeichnet werden. Denn durch die romantisierte Vorstellung dieses physisch und psychisch doch sehr anstrengenden Akts, wird der Druck auf den maskulinen Partner dermaßen erhöht, dass er zum Scheitern verurteilt wird. Von vornherein. Auf Zelluloid erreichen beide Partner zusammen den Höhepunkt – klar, vielleicht im Li-La-Wunderland der Liebe, aber in der Realität existiert der weibliche Orgasmus nicht einmal! Das haben Forscher des kolumbianischen Koitus-Kommitees bereits vor Jahren herausgefunden. Die im Film gezeigte Liebeshöhle sieht zudem aus wie ein Traumschloß – Himmelbett, brennende Kerzen, seidende Bettlacken – wenn es nach den Filmemachern geht, würden wahrscheinlich auch noch Luftballons ums Bett gehängt und ein Engels-Chor mit Harfe drumherum huschen. In der Realität kann man froh sein, wenn die billigen Pressholzlatten eines bekannten Möbelherstellers nicht andauernd verrutschen und die Matratze dadurch absacken würde. Natürlich wird in Filmen auch nur die sittliche Missionarsstellung praktiziert, wenn der Streifen ab 16 (oder in den USA ab 13) freigegeben wird, darf die Frau ihren BH gleich an lassen. Nennen wir es beim Namen: in 100-Millionen-Dollar-Produktionen gibt’s keinen realistischen Sex – den findet ihr nur in 10-Dollar-Cam-Videos im Internet – und ihr wisst auch wo.

1. Das war erst der Anfang…
Im Grunde könnte man diese Liste unendlich lang fortführen – allerdings haben wir heute alle noch etwas vor, deswegen kommt hier eine Kompromisslösung. Anstatt den ersten Platz für ein weiteres unrealistisches Film-Klischee zu verbraten, tun wir das doch lieber in Kurzform für – tada – WEITERE UNREALISTISCHE FILM-KLISCHEES (*gröhl*)! Plural, wohlgemerkt. Es gibt zuviele Klischees, die man nicht herauslassen kann – einige von ihnen sind kleine Handlungsabläufe nebenbei, andere gewaltige, immer wiederkehrende Plot-Twists, aber alle vor allem eines: unrealistisch. Bitte sehr…

Autos werden niemals abgeschloßen, sind immer vollgetankt und haben die Zündschlüssel hinter der Sonnenblende versteckt – insbesondere wenn man sie klauen muss. Ob Handschellen, Stahlschlösser oder Eisentüren – man kann alles mit einer simplen Pistole aufschießen – sofern man direkt auf das Schloss zielt. Wenn auf ein Auto geschossen wird, dann explodiert es. Grundsätzlich. Wenn man sich aber hinter einen Holztisch versteckt, ist man dort vor jeder Kugel sicher. Gleiches gilt für Pferde: man kann auf sie eine komplette Stalin-Orgel abfeuern – es wird weiterrennen. Es sei denn das Pferd erblickt eine Schlange, dann wirft es den Reiter aus dem Sattel. Tiere gelten grundsätzlich als sehr resistent – ob aus brennenden Häusern oder dem Auge eines Tornados, der geliebte Familenhund überlebt alles, selbst den Weltuntergang in einem Emmerich-Film. Im Gegensatz zu Menschen – denn die dürfen bekanntermaßen haufenweise wegsterben. Wenn ein Mensch von einem hohen Gebäude fällt, so dreht er sich im Flug um 180 Grad und schaut theatralisch in die Richtung aus der er gefallen ist. Wird jemand von einer Kugel getroffen, so fällt er ebenso aus großer Höhe – ob von einer Treppe, einem Geländer oder einem Balkon. Als Zusatz darf er dann noch auf ein Auto oder einem Tisch landen. Überlebt die Person dies jedoch wie ein Wunder, so darf er dem Helden noch einen letzten Hinweis zur Lösung des filmischen Rästels geben – oder ihm mitteilen, dass er seine Frau liebt – und jetzt befinden wir uns bereits mitten im Film nach bewährten Muster, nennen wir ihn „Lone Ranger II – Chicago on fire“, mit der Werbezeile: „This time, it’s personal.“ – kommt es dann zur Beerdigung, so wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% der Mörder in einer Limousine vorfahren, sich die Beerdigung vom Rücksitz des Autos kurz anschauen und dann wieder wegdüsen – was den Helden unweigerlich auf seine Spur bringt – denn er möchte Rache für den Mord und den Täter ins Gefängnis bringen. Dazu muss er auch mal das Gesetz beugen – denn der Täter ist kein einfacher Psychopath, sondern Teil des Systems – und die Regeln des Systems müssen somit gebrochen werden. Dem Held bringt dies eine Suspendierung ein – er muss seinem brüllenden Polizeichef seine Dienstmarke und Waffe übergeben, aber aufgeben wird er nicht. V02ielmehr beginnt er eine Liebschaft mit der Ex-Freundin/Schwester des Mordopfers, die als Druckmittel vom Täter entführt wird. Nachdem er sie wieder befreien konnte, steht er dem Mörder entgegen. Dieser könnte ihn einfach über den Haufen schießen – aber lieber schwabuliert der Täter über seine Pläne und die eigene Genialität. Das nutzt unser Held und bringt den Bösewicht mit einem coolen Spruch auf seinen Lippen um. Von Wunden überseht, dessen Schmerz er erst jetzt spürt, verlässt er mit seiner Geliebten den Tatort – just in dem Moment als die Polzei und die Sanitäter auftauchen…und der Zuschauer darf auch gehen.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!