„Turn on the laser barrier! Switch over to direction control. Course: four-zero-fourteen - 15th dimension!“
Es gibt Filme deren Verleihhülle kennt man seit Kindertagen und diese sich selbst in der letzten Hirnwindung eingebrannt haben. So geht’s mir jedenfalls mit so manchem Trashwerk, welches ich nach Jahren durch Zufall wiederausgrabe und überrascht feststelle, das es doch dieser eine Film ist, dessen Verleihhülle mich in sehr jungen Jahren begeisterte. Denn viele Trashtüten standen natürlich in den Videotheken (zumindest in der meines Vertrauens, Videocenter Jürgens) in den unteren Regalen und staubten vor sich hin. Somit die richtige Augenhöhe für einen Achtjährigen. Und dazu gehörte auch „Flucht von Galaxy III“.
Das ich diesen Film nun wiederfand, liegt nicht wirklich an seiner Qualität, sondern eher an der Tatsache, dass man ihm den deutschen DVD-Titel „Star Crash 2“ gab – somit Fortsetzung des italienischen SciFi-Kolbens „Star Crash“. NICHT. Denn der Film bedient sich lediglich zahlreicher Effekteinstellungen von Luigi Cozzis Sternenduell. Eigentlich bedient er sich aller. Sogar die Couchgarnitur wird recycelt. Somit Sequel by name only. Und das ist fast schon schade, denn wenn man weniger altes Material recycelt hätte, dann würde der Film an der Masse von brachialen Kostümen und augenfeindlichen Farben nur so strotzen und wie ein Neutronenstern implodieren.
Jürgen: „Booster units are all ready at 6000 mega degrees!“
Linker Herr ist der fiese König der Finsternis (auch bekannt unter seinem bürgerlichen Namen Oraclon), hält die Galaxis durch seine finsteren Macheschaften in Atem. Rechts, die Helden dieses Epos, Belle Star und Jürgen aus dem Disko-Zelt Wanne-Eickel. Diese dürfen durch den Weltraum touren in der Hoffnung den fiesen Oraclon zu vernichten. Denn der König Ceylon des Weltalls (naja, er trägt ’ne Krone – von irgendwas wird er dann schon Chef sein) ist Pazifist, somit auch seine gesamte Belegschaft, sprich Volk.
Jetzt kommen die großen Fragen der Zeitgeschichte ins Spiel: sollte man mit gleichen Mittel den Terror bekämpfen – oder sollte man seinen Überzeugungen treu bleiben, zu ihnen stehen und nicht von ihnen abweichen? Wer jetzt Ja sagt, hat gleich verloren. Denn der Planet Ceylons wird mit Uranium-Raketen pulverisiert, nur Belle Star und Jürgen können entkommen. Nachdem sie für kurze Zeit hereingeschnittenen Gefahren aus Cozzis „Star Crash“ ausgesetzt waren, knallen sie direkt auf die Erde, die sich hier noch im Toga-Gewand befindet.
Erdbewohner 1: „Now then, what has happened?“
Erdbewohner 2: „I saw a giant flying monster come down from the sky!“
Erdbewohner 3: „It landed over there and two people with strange clothes came out – they came to destroy us!“
Nach anfänglichen Missverständnissen darf unser außerirdisches Duo in die Gemeinschaft der wilden Erdbewohner aufgenommen werden – und erfahren so von einem Wunder. Dem Wunder der Liebe (und der rhytmischen Bettgymnastik).
Was anfangs wie ein futuristischer SciFi-Knaller wirken sollte, entwickelt sich nun zu einem dauerhaften vorchristlichen Stelldichein. Doch Oraclon hat die beiden Weltraumhelden nicht nur bereits aufgespürt, sondern auch über seinen intergalaktischen Fernseher bespitzelt und droht die gesamte Erde zu vernichten, wenn er nicht in das Geheimnis der Liebe eingeführt wird.
Belle und Jürgen entwickeln einen Plan, der vorsieht, das Jürgen blaue Blitze aus seinen Augen schießen lässt…und in einem 20-sekündigen Höhepunkt enden wird (ne, nicht solch einen…)!
Ist es ein SciFi-Recycler? Oder ein Rödel-Film? Vielleicht beides? Wer über diese Frage zu sehr nachdenkt, ist bereits in einem Sumpf aus Pappbauten, Spandexkostümen und wabbeligen Brüsten versunken. Wahrscheinlich ist der Film beides, oder möchte es zumindest sein. Die Vermutung liegt nahe, dass man versuchte die italienische Antwort auf den amerkanischen SciFi-Rödler „Flesh Gordon“ zu finden (für Neulinge auf diesem Gebiet: man beachte bitte den Buchstaben „e“ im Titel), allerdings sind die Sexorgien, wenn man sie so nennen möchte, relativ zahm und gehen über ein Heavy-Petting-Special in der Bravo nicht hinaus. Hinter der Kamera lief übrigens Bitto Albertini herum, der uns bereits „Black Emanuelle“ schenkte. Vielleicht ein weiteres Indiz für eine längere Fassung…? Überraschend ist hierbei wiederrum, dass die deutsche Version trotz all ihrer nackten Tatsachen gerade einmal ein FSK 6-Freigabe erhielt. Hat die FSK wohl mal wieder gewürfelt und das Prüfgeld von 2.500 Euro versoffen.
Inhaltlich bietet „Flucht von Galaxy III“ nicht allzuviel – böser Herrscher schießt alles kaputt, zwei können fliehen, landen auf der Erde, entdecken die Liebe, böser Herrscher kommt vorbei, will wieder den Tag versauen, wird dann aber niedergewrestlet, Ende. Dafür kann die Umsetzung umso mehr unterhalten. Vergessen wir die Tatsache, dass im Grunde die gesamte Requisite aus Cozzis „Star Crash“ stammt und beschränken uns lieber auf die Gestaltungskunst des vorhandenen Teams und ihr werdet es bereits bemerkt haben, dieser sind keine Grenzen gesetzt.
Erwähnt werden muss natürlich noch der unglaublicher Synthie-Score. Ich weiß nicht was der Komponist gefrühstückt hat. Es müssen aber wohl 30 Tabletten Ephedrin, 29 Liter Kaffee, 87 Zigaretten Marke Ernte 23 und ’ne Runde Elektroschocks gewesen sein… Da fällt mir gerade auf, der Komponist ist Don Powell, der Fiesling des Films. Doch…jetzt wird mir einiges klar…
Fatality:
„Flucht von Galaxy III“ ist schon ein ziemlich unglaubliches Stückchen Trash-Kino, das eigentlich im Vergleich zu anderen Genreknallern nicht allzuviel bietet, dafür holt er in einigen wenigen Szenen den Dampfhammer heraus. Das überlebt in der Regel niemand. Dafür 3 solide Köppe.
‐ Markus Haage
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