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From Hell

verfasst am 29.März 2010 von AFMBE

Nachdem ich mir hier bereits zwei andere Werke von Moore vorgenommen habe („V for Vendetta“ und „Watchmen – Die Wächter“), soll ein dritter nicht minder schlechter Streich des Graphic Novel Virtuosen folgen: „From Hell“.

(© Delcourt)

Natürlich ist er diesmal wieder nicht allein unterwegs, sondern wird von Zeichner Eddie Campbell (nicht verwandt mir „Hail-to-the-King-Baby“ Bruce) unterstützt, der sich wiederum in der 80ern mit der Comicfigur Bacchus einen Namen gemacht hatte. Herausgegeben wurde dieses Stück Literatur Anfang der 90er Jahre und durchlief dabei mehrere verschiedene Verleger. Ich beziehe mich hier allerdings auf die englische Gesamtausgabe.

London, England, im Herbst 1888. Es geschehen einige der grauenvollsten, rätselhaftesten und meistdiskutierten Morde der Geschichte. Jack the Ripper geht um und meuchelt einige der leichten Damen der Stadt. Für alle historischen Tiefflieger sei an dieser Stelle noch gesagt, dass die Story bis hier auch auf Fakten beruht. Die Morde sind bis heute ungeklärt und es ranken sich unzählige Mythen und Annahmen um die Geschehnisse. Moore selbst hält sich dabei an die (wenig anerkannte) Theorie von Stephen Knight, die da behauptet der königliche Arzt und Chirurg Sir William Gull sei quasi im Auftrag der Krone los und habe Frauen gemeuchelt (obwohl „zerstückelt“ hier wohl die passendere Bezeichnung wäre), die ein schmutziges Geheimnis des britischen Herrscherhauses ausplaudern wollen. Ich haue hier den Namen des Mörders so unverblümt heraus, weil auch Moore kaum ein Geheimnis daraus macht (ein riesiger Unterschied zur eher bescheidenen Verfilmung). Stattdessen wird hier großen Wert auf die Psychologie und das Vorgehen des Mörders gelegt, welcher in diesem Fall eine wirklich wahnhafte Phantasie (Frauen, Freimaurer und Architektur) an den Tag legt – man lese sich nur einmal das obenstehende Zitat durch. Wer Action sucht: fehl am Platz! Wer Latex-Superhelden sucht: weg hier! Wer Humor sucht: sollte lieber zum Lachen in den Keller gehen!

Zusätzlich überzeugt dieses vollkommen schwarzweiß gehaltene Werk durch Einblicke in das Londoner Leben zum Ende des 19. Jahrhunderts. Da wird auch mal ganz unverhohlen auf die Straße uriniert oder in einer schäbigen Seitengasse kopuliert – überhaupt unterstreicht der Autor an manchen Stellen seine offene Beziehung zur Sexualität (Jeder, der auch „Lost Girls“ von ihm gelesen hat, wird wissen was ich meine). Auch was Architektur anbelangt, knallt Moore uns hier Details um die Ohren, dass es schallert. In seinen Anmerkungen schreibt er später selbst, dass er tagelang durch London gereist sei und alte Bücher gewälzt habe, um sich authentische Impression anzueignen. Über das zeichnerische Können Eddie Campbells kann man sich streiten – Geschmäcker sind halt verschieden. Ick find’s allerdings juut, muss ich sagen! Die in schwarz-weiß gehaltenen Panels fangen die finstere Stimmung des dahinsiechenden viktorianischen Zeitalters ganz hervorragend ein.

(© Delcourt)

Fatality:
Sicherlich ist auch dieses Werk keine leichte Kost. Es macht nicht glücklich, es hilft nicht beim einschlafen. Durchaus kann sich nicht jeder für die Farblosigkeit begeistern und an manchen Stellen hat auch die Story ihre Längen, aber unterm Strich bleibt nur eines zu sagen: Alan Moore hat im Bereich der niveauvollen Comicliteratur nur wenig Konkurrenz! Heil Jahbulon!

AFMBE

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