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„Glass“-Präsentation mit M. Night Shyamalan (Oktober 2018)

verfasst am 16.Januar 2019 von Markus Haage

Mitte Oktober lud Disney zur Präsentation der ersten dreißig Minuten von M. Night Shyamalans „Glass“ (2019) ein. Eine gute Gelegenheit den Leserinnen und Lesern mal einen Blick hinter die (eigentlich unspektakulären) Kulissen eines solchen Public-Relations-Events zu geben. Es folgt ein kurzer, persönlicher Rückblick …

Das offizielle Plakat zum Film.
(© Disney)

Bereits am 15. Oktober lud Disney über ihre betreuenden PR-Agenturen zu einem kleinen Event nach München ein. Regisseur M. Night Shyamalan sollte nicht nur persönlich die ersten dreißig Minuten aus seiner Fortsetzung „Glass“ (2019) präsentieren, sondern auch an einem sogenannten Q&A teilnehmen. Später am Tage sollten daraufhin noch Interviews stattfinden. Normalerweise nehme ich an solchen Events kaum teil, da es sich oftmals schlichtweg nicht lohnt. Lebt man im niedersächsischen Niemandsland, dann stellt jeder Trip eine Weltreise dar. Wenn aber M. Night Shyamalan quasi persönlich einlädt, sagt man ungerne ab. Als großer Fan seines Gesamtwerkes machte ich mich demnach auf den Weg nach München. Wohlgemerkt von Schöningen, der Perle Niedersachsens, aus. 575 Kilometer lagen vor mir. Über die A2 Richtung Magdeburg, düste ich ab 1 Uhr morgens gen Süddeutschland, vorbei an Halle, Leipzig, Nürnberg und Ingolstadt (und selbstredend machte ich den brutalen Anfängerfehler auf einer Autobahn-Raststätte bei 1,75 Euro für den Liter Super zu tanken – immer den Autohof auf der A9 wählen!). Eine lange, aber gemütliche Nachtfahrt, zumindest wenn man die morgendliche Ankunft vor München ausblendet.

Die finalen Kilometer auf der A9 Richtung Innenstadt entpuppten sich aufgrund des immensen, morgendlichen Verkehrsaufkommens als „Schleichweg“. Der Standstreifen wurde als provisorische vierte Spur genutzt (scheint dort ein Dauerzustand zu sein). Die Autobahnpolizei koordinierte und überwachte den Verkehr. Aufgrund großzügiger, zeitlicher Vorausplanung schaffte ich es allerdings noch halbwegs rechtzeitig zu meinen vorab auserkorenen Parkplatz, der dankenswerterweise keinerlei Parkgebühren abverlangte. Den vorab einkalkulierten Fußweg von der Dachauer Straße zum Mathäser Filmpalast, Ort der Präsentation, konnte ich laut Routenplaner nicht mehr einhalten, weswegen ich spontan auf die öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Innenstadt ausweichen musste. Knapp, aber pünktlich, erreichte ich den Mathäser Filmpalast an der Bayernstraße. Wie Lokalhistoriker von der Straße mir erzählten, befand sich hier einmal ein Bierausschank, und zwar „der größte der Welt!“. Nun präsentiert man hier Kinofilme auf großer Leinwand. Für das PR-Event blieb man aber einer gewissen Gastwirtschaftstradition treu: Nach dem freundlichen Empfang des PR-Personals, durfte man sich am Frühstückstisch bedienen, der neben Tee, Wasser und Kaffee mit Butter bestrichene Bretzeln aufbot. Natürlich, wir befinden uns schließlich in Bayern. Das Foyer füllte sich langsam mit dem üblichen Verdächtigen. YouTuber, Redakteure größerer Publikationen und TV-Moderatoren waren anwesend. Keine Person, die ich persönlich oder näher kannte. Zum Glück erschien ein Freund und Kollege der Zeitschrift Deadline kurze Zeit später, so dass wir entschieden das Event (und einen Teil des Tages) gemeinsam zu verbringen.

Pünktlich um 10 Uhr lud man in den Kinosaal ein. Eine Kameracrew und ein Fotograf hatten bereits ihr Equipment aufgebaut, um das anstehende Q&A festzuhalten. Zusammen mit meinem Kollegen setzte ich mich in die erste Reihe. Beste Plätze. Quasi Mosh Pit. Nach einer kurzen Begrüßung durch M. Night Shymalan persönlich, in der dieser darauf hinwies, dass das folgende Filmmaterial noch unfertig sei, wurde auch schon der Projektor angeworfen und die ersten dreißig Minuten aus „Glass“ präsentiert. Nicht nur bezüglich des Color Correctings schien Shymalan recht zu haben. Das Material wirkte in einigen Szenen tatsächlich noch unfertig, die Szenenabfolge erschien etwas zu rasant. Für die finale Fassung wird (oder eher wurde) hier sicherlich noch Hand angelegt, um vor allem den Ablauf der Geschichte mit der Einführung ihrer vielen Charaktere eleganter zu gestalten. Die Reaktionen auf das Filmmaterial erschienen allerdings durchweg positiv. Ich für meinen Teil, hätte den Film sehr gerne weitergeschaut …

Smartphone-Shot: M.Night Shyamalan während des Q&As.
(© Neon-Zombie.net)

Nach der Präsentation des Filmmaterials kehrte M. Night Shyamalan in den Kinosaal zurück. Ein gut vorbereiteter Moderator führte durch das Q&A, stellte vorab vorbereitete Fragen und ließ dann die Pressevertreter ans Mikrofon. Shyamalan war nicht nur selber gut gelaunt, sondern auch sehr redselig. Seine Antworten waren ausgiebig und nahmen schon viele Fragen vorweg. Nicht nur über die Produktion des Films wurde gesprochen, sondern auch über seine Beweggründe zu einem seiner frühen Werke zurückzukehren. So gab er an, dass „Unbreakable“ (2000) in einer Zeit entstand, als Comicfilme noch nicht ernst genommen wurden und eine Seltenheit darstellten. Sein realistischer Anspruch an das eigene Werk stellte damals eine Besonderheit dar, während es heute wiederum eine Herausforderung sei. Besonders spannend: Die Erklärung, wie es zur Kooperation zwischen Disney und Universal Pictures bezüglich „Glass“ kam. Denn „Unbreakable“ wurde von Touchstone Pictures produziert, ein Subunternehmen der Disney Corporation, während „Split“ (2015) hingegen von Universal Pictures veröffentlicht wurde. Shyamalan selber bezeichnete die Existenz von „Glass“ aufgrund der komplizierten Rechtslage als ein Wunder. Es gibt nur wenige Beispiele, in denen große Filmstudios Filmrechte quasi miteinander teilen und verschmelzen und ein neues Werk auf dieser Basis produzieren. Bei „Split“ passierte dies nicht zufällig, aber recht unspektakulär. Die überraschende Endszene, die Bruce Willis‘ Charakter aus „Unbreakable“ zeigte und damit beide Filme miteinander verband, stellte eine Art Freundschaftsdienst dar. Touchstone Pictures gab das Einverständnis und Willis zeigte sich kompromisslos dazu bereit. Somit war vom Prinzip eine neue Film-Trilogie geboren. „Glass“ bildet demnach den Abschluss und Shyamalan wies auch darauf hin, dass er sich nicht vorstellen könnte, dieses Universum jemals aus der Hand zu geben. Er schloss damit wohl auch eine Fortführung der Reihe aus. Nach rund dreißig Minuten verabschiedete sich Shyamalan vom Publikum. Das eigentliche Event war somit kurz nach 11 Uhr beendet.

Eine neue Macht erhebt sich. Und sie hat einen Bausparkredit abgeschlossen!
(© Neon-Zombie.net)

Was hinter den Kulissen nun noch folgte, waren die üblichen Interviews mit den TV-, Online- und Print-Medien. Diese wurden in einem nahelegenden Hotel veranstaltet, vor dem eine Statue aus dem 19. Jahrhundert zu einem Wallfahrtsorts des King of Pops, Michael Jackson, umfunktioniert wurde. Aufgrund der Masse an Medienvertretern sind sogenannte Roundtable-Interviews übrigens nicht unüblich. Bedeutet: Mehrere Pressemitarbeiter von unterschiedlichen Medien werden gleichzeitig eingeladen, um in gemeinsamer Runde Fragen zu stellen. Dies läuft nach dem simplen Motto „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ ab. Die aktuelle Flut der Interviews in den Medien wurde demnach bereits vor drei Monaten während des Events aufgenommen, um somit zum Kinostart veröffentlicht zu werden (als simples Beispiel folgender Web-Artikel: „Regisseur M. Night Shyamalan gibt im Interview Ausblick auf neuen Film“). Dies ist auch für Medienvertreter durchaus hilfreich, da es ermöglicht Beiträge mit genug Vorlaufzeit in bestmöglicher Qualität vorzubereiten. Shyamalan befand sich nach eigener Aussage erst wenige Tage vorher in Italien. Die Präsentation in München war somit Teil einer größeren, europaweiten PR-Kampagne.

Der Tag war damit am frühen Nachmittag beendet. Persönlich verbrachte ich die restliche Zeit noch in München. Das übliche Sightseeing eines jeden Tagestouristen. Feldherrenhalle, Englischer Garten, Frauenkirche. Es sollte sich aber lohnen. Nicht nur, weil ich Surfer auf der Isar bestaunen durfte, sondern weil dies auch der Tag nach der bayrischen Landtagswahl gewesen ist und das Satire-Magazin Titanic zu einer öffentlichen Demonstration einlud. Ein zweifelsohne kurioses Schauspiel. Erst Abends begab ich mich zurück zu meinem Auto und schlief dort tatsächlich auf dem Fahrersitz für rund drei Stunden ein. Unbequem, keine Frage, aber das bringt ein solcher Trip eben mit sich. Die finalen 600 Kilometer auf der Autobahn hat das Nickerchen allerdings etwas angenehmer gemacht. Mehr oder weniger ausgeruht ging es gegen null Uhr gen Heimat. Rund 120 Kilometer vor dem Ziel musste ich an einer Tankstelle allerdings nicht nur den Tank auffüllen (entgegen landläufiger Meinungen bekomme ich die Auslagen für die Anreise nicht ersetzt), sondern aufgrund einsetzender Müdigkeit auch kurz Rast machen und wählte die einsamen Landstraßen durch das östliche Sachsen-Anhalt für den Rest des Heimwegs. Um acht Uhr morgens kam ich im niedersächsischen Schöningen an, die Sonne war bereits aufgegangen. Nach knapp 32 Stunden und 1140 Kilometern mehr auf dem Zähler begann ein neuer Arbeitstag.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!