„Ich bin Captain Starfighter, Herrscher des Universums!“
„Star Wars“-Spoof. Die 500ste.
Ohne Sinn und Verstand, aber den Tank voll mit Kalauern, düsen Abgesandte von Woop, einer „bösen, galaktischen Macht“ durch das Universum. Ihr Ziel: Serina. Kein Planet, sondern eine Prinzessin, die „wertvolle und unersetzbare Funkübertragungen gestohlen hat“. So erläutert es uns zumindest die nicht minder unersetzbare Stimme aus dem Off.
Und nach bereits 2 Minuten steht nicht nur die Widerstandsbewegung kurz vor dem Zusammenbruch, sondern auch der Zuschauer. Nachdem man uns „Star Wars“-like in das Film-Universum von „Gremlords“ einführte (im Original übrigens „Gremloids“), prescht auch sogleich ein Woop’ischer (sagt man das so?) Sternenfrachter aus der Bildecke hervor. Mit direkten Kurs auf Mutter Erde! Dort gelandet werden amerikanische Kleinstädtler Zeugen einer inkompetenten Weltraum-Macht, die bereits Probleme dabei hat, geradeaus zugehen. Vielleicht liegt es an ihrem Anführer Lord Buckethead, dessen Sehschlitz seiner imposanten Kopfbedeckung nicht kompatibel mit der eigentlichen Augenhöhe zu sein scheint…
In Smalltown America angekommen, kommt ihnen erst recht spät die Erleuchtung, dass sie irgendwo in der Galaxis die falsche Abzweigung genommen haben. Bis diese Erkenntnis die dunkle Omnipotenz des Streifen (der Herr mit Helm) erreicht hat, dürfen die Dorfbewohner – allesamt ein Sammelsorium von Comicfiguren aus schusseligen und skurilen Perösnlichkeiten vom Rummelplatz US-Kleinstädte – sich den Macheschaften der außerirdischen Mächte ausliefern. Sich selber ausliefern? Ja. In gekonnter Slapstick-Manier goofen sie um die Aliens herum und halten sie nur für Außenstehende. Der wohl größte komödiantische Aufhänger des Films – und wieviele flache Witze sich daraus ergeben können, mag man vorher gar nicht glauben.
Aber auch die Außerirdischen sind mit dem befremdlichen Benehmen der Kleinstädtler überfordert. Staubsauger werden für Droiden gehalten („Nicht schießen! Die Pläne sind in dem Roboter!“), VW-Käfer für interstellare Raumkreuzer („Beschleunigt auf Hyper-Tempo!“).
Aber spätestens wenn die Woops (Ähnlichkeiten mit den allseits-beliebten Jawas sind übrigens rein zufällig) versuchen, eine Frau zu sezieren, halten sich die Drehbuchautoren selbst mit den flachesten Gags nicht mehr zurück – die dezent eingesetzten deutschen Untertitel tun ihr Restliches.
Wer allerdings glaubt, dass dies schon das Wildeste gewesen sei – der irrt sich. Und zwar gewaltig. Denn neben fliegenden Einkaufswagen, tummeln sich hier auch alte Herren in Superheldenklamotten auf Schränken herum – bewaffnet mit Laserkanonen („Ich bin Captain Starfighter – Herrscher des Universums!“).
Bei diesem merkwürdigen Verhalten dauert es auch nicht sehr lange, bis die US Army vorbeischaut – insbesondere da Lord Buckethead die Kleinstadt mit seinem Todestrahler vernichten will, doch die außerirdische Armada kann nicht durch terrestrische Waffen geschlagen werden – sondern nur durch ihre eigene Inkompetenz! Was in Anbetracht der Ereignisse auch zu erwarten war…
Rein vom Produktionswert her, haben wir es hier zwar nicht mit dem filmischen Grund eines Saloon-Spuckeimers zu tun, inhaltlich hingegen sorgt der Streifen in regelmäßigen Abständen für Krämpfe im hinteren Hirnlappen. Die Anzahl der flachen Gags, die hier hereingequetscht wurden, das häufige Auftreten erzwungener Komik, sorgt im Grunde für die meisten Lacher. Hört sich Paradox an, abeeerrr es funktioniert. Hat man die ersten fünf Minuten überwunden und den Streifen so akzeptiert wie er ist, kann man durchaus unterhalten werden. Stellt man sich dann noch vor, dass die Außerirdischen mitsamt ihres Commanders Lord Buckethead in Wirklichkeit keine Außerirdischen sind, sondern Entflohene einer psychiatrischen Klinik, so kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Und das Interessante ist: die Parallelen zwischen der hier gezeigten, hochentwickelten Alien-Rasse und genannten Psychopathen, sind nicht von der Hand zu weisen. Falls ihr diesen Film einmal sehen solltet, dann hinterfragt beim Betrachten wirklich einmal die Handlungen ALLER Charaktere. Achtet darauf, wie sie reagieren, welche Schlüsse sie aus dem Erlebten ziehen und was ihre Motivation ist…
Natürlich reichen die flachen Gags nicht aus, um den Film an sich unterhaltsam zu machen. Das unglaubliche Overacting aller Schauspieler, die ohne Kopfbedeckung herumrennen, sowie die holprigen SFX-Einstellungen tun ihr Restliches. Das dieser Schinken überhaupt jemals in Deutschland veröffentlicht wurde, grenzt aufgrund des debilen Massengeschmacks und seiner gesamten Machart schon an ein Wunder. Leider nur auf VHS…aber…was heißt leider? Ist ja schließlich das Königsmedium.
Fatality:
Umso mehr man drüber nachdenkt, desto lustiger wird der Film. Und man weiß nicht einmal warum, eben weil der Streifen nicht lustig ist. Nehmt es ernst, dann wiehert ihr ins Nirvana.
‐ Markus Haage
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