IMDb hat ihre Message Boards entfernt.
Dies kommt nicht vollends überraschend. Es wurde immerhin ein paar Wochen lang angekündigt. In der Begründung hieß es, dass ein Großteil der Kommunikation über Filme in die sozialen Netzwerke abgewandert sei. Persönlich kann ich dies nicht ganz nachvollziehen, aber vielleicht war ich auch zu sehr an die IMDb-Foren gewöhnt. Seit der Jahrtausendwende besuchte ich sie, schrieb anfangs fleißig mit. In den letzten Jahren las ich dort hauptsächlich nur noch mit. Aber nach vielen, vielen Filmen waren sie mehr als 15 Jahre lang meine erste Anlaufstelle, um andere, ungefilterte Meinungen aus aller Welt einzuholen. Und zwar bis zum bitteren Ende. Nie kam ich auf die Idee, auf der Facebook-Seite eines Films in den Kommentaren nachzulesen. Erst am Wochenende klickte ich mich durch Postings über „Split“, las Beiträge über Schauspieler oder Serien. Das Schöne: Es waren auch viele alte Beiträge unter den jeweiligen Filmeinträgen dabei. Quasi zeitgenössische Reaktionen. Und eben ungefiltert. User erzählten Anekdoten, Filmemacher schauten vorbei und gaben Input in die Produktion von Filmen oder Teile der Crew leakten Informationen. Komparsen und Statisten aus heutigen Kultfilmen posteten ihre Erlebnisse. Es war teilweise surreal. Aber immer großartig. Ich glaube, IMDb war sich gar nicht bewusst, was für ein inhaltlicher Reichtum dort über 20 Jahre angesammelt wurde. Ich habe eben erst realisiert, dass ich in einem Lesezeichen-Ordner Foreneinträge von Filmemachern gelagert hatte, die nun auf ewig verschwunden sind … :/ Einer war vom Regisseur des Films „Children of the living Dead“. Ein langes Posting, in dem er sich bei den Zuschauern für den schlechten Film entschuldigt und humoristisch und offen über alle Pannen sprach … Unbezahlbar.
Die Entscheidung ist leider nicht mehr rückgängig zu machen, die Message Boards wurden gelöscht. Damit ist ein Teil der frühen Diskussionskultur von Filmfans im Netz verschwunden. Sehr schade.
‐ Markus Haage