„Größe bedeutet nichts. Sieh mich an. Nach meiner Größe beurteilst du mich? Tust du das? Aber das solltest du nicht, denn die Macht ist mein Verbündeter, und ein mächtiger Verbündeter ist sie. Das Leben erschafft sie, bringt sie zur Entfaltung. Ihre Energie umgibt uns, verbindet uns mit allem. Erleuchtete Wesen sind wir, nicht diese rohe Materie.“
Nach dem überwältigenden und überraschenden Erfolg von „Krieg der Sterne“ (1977), der sich mittlerweile nicht nur zu einem reinen Kinoerfolg, sondern einem kulturellen Phänomen entwickelte, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung in Auftrag gegeben wurde – denn schließlich war mit „Krieg der Sterne“ die Handlung noch bei weitem nicht abgeschlossen. Das Imperium war nicht besiegt, Luke kein Jedi-Ritter und Han trotz aller republikanischen Ehren immer noch auf Jabbas Kopfgeld-Liste. Da Lucas sich nicht sicher war, ob der erste Film überhaupt ein Erfolg werden würde, gab er bereits während der Produktion einen Fortsetzungsroman in Auftrag (er ging sogar eine Wette mit Steven Spielberg ein, in der er ihm 2,5% des Gewinns versprach, wenn „Krieg der Sterne“ erfolgreicher sein würde als „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ – noch heute erhält Spielberg seine 2,5%). Dieser trug den Titel „Splinter of the mind’s eye“, indem Luke den Kaiburr-Kristall vor Darth Vader schützte und ihm in einem Kampf sogar den Arm abschlug. Auf diese Weise versuchte er vorsorglich seiner Saga neue Wege zu eröffnen – heute sind Spin-Offs in Form von Comics, Games, Romanen und Kurzgeschichten ein integraler Bestandteil der Saga. Doch erst durch den phänomenalen Erfolg des ersten Streifens, war Lucas’ Weg für eine wahre filmische Saga frei…
Hoth. Ausgerechnet Hoth. Lief unseren Rebellen im glühend heißen Tatooine im Vorgängerfilm noch der Schweiß den Rücken herunter, gefriert dieser nun innerhalb weniger Sekunden. Hoth ist ein Eisplanet mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Und zudem auch noch der letzte Zufluchtsort der Rebellion. Zwar haben die Rebellen den Todesstern pulverisiert, aber wie der Titel es schon verlauten lässt, schlägt das Imperium nun zurück. Rücksichtsloser denn je. Auch Hoth schützt unsere Heldentruppe nicht mehr – nach einer überraschenden Invasion imperialer Truppen wird diese in alle Winkel der Galaxis verstreut. Während Luke in seinem X-Wing Richtung Dagobah düst, um sich in die Geheimnisse der Macht vom alten Jedi-Meister Yoda einführen zu lassen, knattern Leia, Chewie, Han und C-3PO ziellos durch die Galaxis, immer verfolgt vom Imperium.
Nachdem sie sich zeitweilig auf einem Asteroiden versteckt haben, kommt Han die rettende Idee: BESPIN! Die Wolkenstadt. Produzent von tibiannischen Gas, das Feinste der Galaxis nebenbei. Dort hat sein alter Kumpel Lando Clarissian das Kommando. Han verspricht sich hier Schutz für sich und seine Freunde. Doch Kopfgeldjäger Boba Fett hat sich bereits an ihre Fährte gehängt und verrät sie an das Imperium. Lando Calrissian bleibt keine andere Wahl als zum Schutze seiner Stadt unsere Heldentruppe auszuliefern. Während Leia, Chewie und C-3PO im bespinischen Knast landen, wird Han Solo in Carbonit eingefroren. Boba Fett kann ihn nun ungehindert an Jabba den Hutten ausliefern – seine Belohnung. Das Schicksal von Leia und Chewie ist noch ungewiss, denn dank Leias temporärer Angstausbrüche spürt Luke, immer noch im Sumpf von Dagobah, das etwas Schreckliches passiert sein muss. Er folgt gegen den Willen von Lehrmeister Yoda seinen Gefühlen und fliegt nach Bespin. Dort wartet bereits der immer schlecht gelaunte Vader auf ihn und stellt ihm eine Falle: Luke soll zur dunklen Seite der Macht übertreten, so wie sein Vater…
Bereits 1978 begann die Vorproduktion zum nächsten Kapitel der „Star Wars“-Saga, dass den nicht minder reißerischen Titel „Das Imperium schlägt zurück“ tragen sollte. Diesmal wurden keine Mühe und Kosten gescheut, um Lucas’ Vision auf die Leinwand zu zaubern. Sage und schreibe 33 Millionen Dollar wurden nur alleine für die Produktion veranschlagt – 1978 eine absurd hohe Summe, die auch durch die Produktionsbedingungen, die diesmal die Arbeit eigentlich erleichtern sollten, nicht gerade gemindert wurden.
Vor dem eigentlichen Produktionsstart musste allerdings erst einmal die genaue inhaltliche Ausrichtung der Saga bestimmt werden. Im Gegensatz zu landläufigen Meinungen existierte keinerlei Masterplan, der die Ereignisse der Saga detailiert darlegte. Von daher kann man bei „Das Imperium schlägt zurück“ beruhigt von einer Fortsetzung sprechen, de facto ist sie es nämlich. Lucas hatte zwar eine Idee von einer mehrteiligen Saga, diese hat mit der tatsächlichen Filmhexalogie allerdings nur noch die Grundzüge gemeinsam. Ursprünglich war eine neunteilige Reihe geplant, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken sollte. Vom Aufstieg des Imperiums bis zu dessen Fall. Luke sollte in der letzten Trilogie selber als Jedi-Meister eine neue Generation von Jedi-Rittenr ausbilden und im letzten Film den Imperator, der vorher nie in Erscheinung tritt, zu Fall bringen. Auch war Leia nicht Lukes Schwester und Herr Vader schon gar nicht sein Vater. Wie bereits beim Vorgänger ging „Das Imperium schlägt zurück“ durch unterschiedliche Produktions- und Storyphasen, die sich teilweise vom fertigen Film erheblich unterschieden.
Wer gerne mehr über die Entwicklung von „Das Imperium schlägt zurück“ erfahren, oder die genauen Unterschiede der fertigen Film-Versionen kennen möchte, sollte sich das Schnittbericht-Special auf Schnittberichte.com nicht entgehen lassen.
Nachdem man sich auf ein Grundgerüst, nicht nur für „Das Imperium schlägt zurück“, sondern auch für weitere Teile der Saga geeinigt hatte, startete bereits 1978 die Vorproduktion. Fox war natürlich darauf bedacht, dass eine Fortsetzung so schnell wie möglich in die Kinos kommen sollte, doch dank weiser Voraussicht von George Lucas, sicherte er sich nicht nur die Marketing-Rechte, sondern auch noch die Rechte an sämtlichen Fortsetzungen. Somit konnte er die Produktion des Films weitestgehend alleine bestimmen und als Übervater der Saga auch Verantwortungen abgeben. Da Lucas noch nie als der große Kommunikator bekannt war und die Regiearbeit, insbesondere im Zusammenspiel mit den Darstellern, eher als störenden Faktor des Filmemachens betrachtet, gab er diesen Posten an seinen alten Filmschul-Lehrer Irvin Kershner ab. Erst als Lucas ihm versicherte, dass die Fortsetzung kein buntes SciFi-Abenteuer werden sollte, nahm er den Posten an. Kershner verstand es sehr gut, für den Mittelteil der Saga die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Während der erste Film die Charaktere mit einem Bang einführte, werden diese und ihre Beziehungen zueinander nun vertieft, vor neue Herausforderungen gestellt und auch wieder auseinandergerissen. Quasi die dramatische Vorlage für das große Finale. Dadurch besitzt der Film als Mittelstück der Saga natürlich auch einen offenen Anfang und ein offenes Ende. Um dieses zu händeln und auch für den Zuschauer befriedigend zu gestalten (da er eben keine Auflösung der Probleme erwarten kann), benötigte es einen Dramatiker. Somit war das Projekt für Irvin Kershner perfekt geeignet. Lucas hingegen legte als Produzent den Wert auf die diesmal extrem anspruchsvolle Gestaltung des Universums – dies führte auch zu kreativen Reibereien zwischen Kershner und Lucas. Letztlich sorgte dieses, nennen wir es mal dynamische Zusammenspiel für den besten Teil der Saga, der nicht nur ein zwar klassisches, sondern auch anspruchsvolles Drama bietet und mit einem popigen SciFi-Abenteuer verband.
ILMs Ziel war es natürlich, den ersten Teil zu übertreffen, der mit 10 Millionen Dollar vollkommen unterbudgetiert war. Diesmal gab Fox 25 Millionen Dollar für die Produktion frei – letztlich war dies sogar zu wenig, so dass das gesamte Budget letztlich auf 33 Million hochgestockt werden musste – zur damaligen Zeit ein Rekord. Dafür musste Lucas auf einige Prozente am Einspiel verzichten, der Aufwand hat sich aber dennoch gelohnt. Der Angriff der AT-ATs auf Hoth, die Verfolgungsjagd durch das Asteroidenfeld, die Wolkenstadt Bespin zählen heutzutage zu fast schon klassischen Szenen des modernen SciFi-Films. Um Lucas’ Vision auf die Leinwand zu zaubern, musste ILM allerdings sehr tief in die Trickkiste greifen. Insbesondere das Asteroidenfeld stellte sie vor kaum lösbare Aufgaben. Das für „Krieg der Sterne“ von John Dykstra weiterentwickelte Motion-Control-Verfahren, welches erlaubt mehrere Aufnahmen punktgenau zu wiederholen und um zahlreiche Bildelemente zu erweitern, stieß hier an seine Grenzen. Teilweise wurden mehr als 250 Bildelemente für einen einzelnen Frame animiert. Darunter, als Gag, auch eine Kartoffel.
Auch die physischen Effekte stellten das Team vor viele Problemen. Tierische Darsteller, wie die Tauntauns, wurden für die Nahaufnahme durch Animatronics dargestellt und für die Totalen via Stop-Motion animiert. Eines der Animatronics sollte dieses Mal allerdings mit den Darstellern interagieren und als fester Bestandteil der Handlung auftreten. Die Rede ist von Yoda, altehrwürdiger Jedi-Meister. Aus Angst, dass die Figur von den Zuschauern nicht ernst genommen wird, hatte man sogar entschieden, die Figur komplett aus der Marketing-Kampagne zu verbannen. Die Sorge war jedoch unbegründet. Heutzutage ist Yoda eine der bekanntesten Filmpuppen und die wohl beliebteste Figur des „Krieg der Sterne“-Universums. Zum Leben erweckt wurde er von Frank Oz, Meister-Puppenspieler aus dem Hause Hanson, der ihm im englischen Original auch die Stimme lieh. In der deutschen Fassung tat dies der unvergessene Hugo Schrader. Für viele Fans dem englischen Orignal sogar überlegen.
Die einzigen realen Szenen wurden dieses Mal in Norwegen gedreht, um genau zu sein in der kleinen Stadt Finse, in der sich Polarforscher auf ihre Arktis-Expeditionen vorbereiten. Somit für den Eisplaneten Hoth perfekt geeignet, doch ganz so kalt wie es kam, wollte man es dann doch nicht haben. Minus 30 als Durchschnittstemperatur ermöglichte es dem Team nicht, ihr teures Equipment vor die Tür zu setzen. So filmte man viele Einstellungen aus dem warmen Hoteleingang heraus, während unter anderem Mark Hamill durch den tiefen Schnee stapfte. Einen wahrer Schneesturm erschwerte die Dreharbeiten zudem. So könnte man meinen, dass wenigstens die restlichen Studioaufnahmen, die in diesem Teil rund 90% des Films ausmachen, ein Spaziergang darstellten, aber dies ist natürlich weit gefehlt. Insbesondere die Dagobah-Szenen sorgten für einigen Ärger. Die Interaktion zwischen Yoda und Luke gestaltete sich weitaus schwieriger als gedacht, da Yoda zwar von Frank Oz animiert wurde, für seine beiden Arme und die Bewegungen des Gesichtes aber weitere Puppenspieler zuständig waren. Um dieses alles miteinander abzustimmen, ohne das es einen komischen Nebeneffekt besaß (den man beispielsweise bei der Darstellung der Muppets durchaus in Kauf nehmen konnte), dauerte es Monate. Über diesen langen Zeitraum war Mark Hamill der einzige lebende Darsteller am Set, wenn man von den unzähligen Reptilien absah, die man über das Set kriechen lies. Allerdings konnte man mit Hamill und Yoda wenigstens einen sicheren Dreh garantieren, auch wenn dieser schleppend voranging. Denn nachdem man in wochenlanger Kleinarbeit den Millenium Falken nachbaute, brannte das gesamte Set noch vor dem Dreh ab.
Auch persönlich sollte „Das Imperium schlägt zurück“ zur düstersten Episode für Lucas werden. Lucas gab bereits den Regiejob auf, um sich vordergründig als Übervater der Saga um die Produktion zu kümmern, doch private Probleme – seine Ehe ging aufgrund des immensen Arbeitsstresses in die Brüche – trugen letztlich sogar dazu bei, dass die „Star Wars“-Saga minimiert werden musste.
Der Aufwand hat sich dennoch gelohnt, „Das Imperium schlägt zurück“ gilt gemeinhin unter Fans nicht nur als bester Teil der „Star Wars“-Saga, sondern zählt auch zu den besten Fortsetzungen der Filmgeschichte. Ebenfalls erfolgreich an der Kinokasse, setzte der Film 1980 weltweit 538.375.067 US-Dollar um (inflationsbereinigt 2010: 1.338.311.602 US-Dollar). Ebenfalls die Kritiker waren von der Wandlung der Saga begeistert, auch wenn einige monierten, dass der Film aufgrund seiner Stellung innerhalb der Saga keinen Abschluss bietet, sondern nur Fragen offen lassen würde. Die Academy of Motion Picture Arts and Science belohnte die Mühe der SFX-Crew mit insgesamt 2 Oscars – worunter einer abermals an das Sounddesign ging und der andere immer noch einen Spezial-Oscar für die SFX darstellte.
Fatality:
„Das Imperium schlägt zurück“ abschließend zu bewerten fällt insofern schwer, da man sehr schnell im tiefen Sumpf der Superlative versinkt. Allerdings verdient. Der Film stellt nicht nur einen Wendepunkt innerhalb der Filmsaga, sondern auch innerhalb des gesamten Sci-Fantasy-Genres dar. Tatsächlich ein Meisterwerk, welches seinesgleichen sucht.
‐ Markus Haage
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