„Empfange dein Geburtsrecht! Empfange dein Geburtsrecht!“
Albert Einstein sagte einmal, dass es zwei Dinge gebe, die unendlich sind: das Universum und die menschliche Dummheit. Im Jahre 1999 konnte man etwas Drittes hinzufügen: die „Kinder des Zorns“-Reihe.
Ab nach Nebraska: um ihre Mutter zu besuchen, kehrt die junge Hannah in ihren Geburtsort zurück. Doch dieser Ort hat eine dunkle Vergangenheit. Hier rulten einst die Kinder des Zorns – komplett mit Sense und schwarzen Sonnenhüten. Vor zwanzig Jahren haben sie die gesamte erwachsene Bevölkerung Gatlins niedergemetzelt, im Glauben einen teuflischen Dämon namens „Der, der hinter den Reihen geht“ zu dienen und Gutes zu verrichten. Die ganze Aktion ging nach hinten los, als das junge Pärchen Peter Horton und Linda Hamilton im Örtchen vorbeischauten. Da Linda schon den Terminator niedergeslayt hat, war ihr Anführer Isaac kein Problem. Doch Isaac, der am Ende des ertsen Teils in einem grünen Flammenmeer von prähistorischen (aber sehr stylishen) Blitzen im Kornfeld unterging, ist gar nicht tot – sondern lediglich komatös! Im örtlichen Krankenhaus wurde er die ganzen Jahre über gehegt und gepflegt – und es kann kein Zufall sein, dass er just in dem Moment, in dem Hannah in ihre Geburtsstadt zurückkehrt, wieder aufwacht…
Denn Hannah muss und soll als Opferlamm herhalten – um Den, der hinter den Reihen geht, zu neuer Kraft zu verhelfen. Ultimatives Ziel: eine neue Rasse von Menschen zu erschaffen – mit Isaac als irdischen Propheten und Anführer unter der himmlischen Regentschaft von Dem, der…da hinten eben rumläuft. Na, wenn das mal gut geht…
Mittlerweile könnte man die „Kinder des Zorns“-Filmreihe auch in „Die unendliche Geschichte“ umbenennen – denn auch mit vorliegendem sechsten Teil ist der Kornfeldspuk noch lange nicht vorbei. Ein siebter Teil, in Deutschland unveröffentlicht, sowie ein TV-Remake erwarten den Zuschauer noch. Fragt man sich natürlich, was bei dieser Masse an zorningen Kindern, den Zuschauer in einem sechsten Teil noch erwarten kann? Die Drehbuchautoren, einer von ihnen Isaac-Darsteller John Franklin, besannen sich auf den ersten Teil zurück und ignorierten die Ereignisse der anderen Filme komplett. Hier wird zwar kein filmisches Paralleluniversum aufgerissen – dennoch wird geschickt so getan, als ob das „Chicago-Massaker“ nie stattgefunden und das „Feld des Terrors“ nicht existiert hat. Vielleicht eine weise Entscheidung. So konnten sie sich alle Freiheiten nehmen und die Geschichte auf ihren Ursprung zurückführen. Und dieser liegt in Gatlin, der Kleinstadt mit einer äußerst homogenen Alterstruktur.
Um die Geschichte zu transportieren konnten sogar einige Genre-Schauspieler gewonnen werden. Ob Nancy Allen oder Stacy Keach, ihre Rollen sind zwar überschaubar, aber bedeutend genug, um nicht als bloßes Marketing-Zugpferd zu verkommen. Highlight stellt natürlich John Franklin dar, der bereits den Isaac in ersten Teil mimte. Zwar sind wir alle davon ausgegangen, dass sein Charakter das Zeitliche segnete, aber hey, da sind wir als Filmfans wildere Wiederauferstehungsgeschichten gewohnt. Leider konnte die alte deutsche Stimme Santiago Ziesmer nicht für die Synchronisation gewonnen werden. Somit verliert Franklins Rolle in der deutschen Fassung einiges an unheimlicher Kraft.
Über die technischen Aspekte des Films braucht man nicht lange reden, es ist ein Direct-to-Video-Sequel, welches dementsprechend budgetiert ist. Regisseurin Kari Skogland versteht ihr Handwerk und inszeniert den Film routiniert und sicher – ohne allzu große Risiken einzugehen. Etwas mehr Tiefe hätte dem Film dennoch gut getan. So wirkt der sechste Teil in seiner visuellen Kraft zu limitiert. Das Setting der verlassenen Stadt wird einfach zu wenig genutzt.
„Kinder des Zorns 6 – Isaacs Rückkehr“ wird Fans der Reihe mit Sicherheit zufrieden stellen, auch wenn einige Chancen nicht genutzt wurden. Für den Genre-Fan an sich, ist natürlich der sechste Teil einer solchen Filmreihe kein Pflichtprogramm mehr – sollte man sich dennoch an die „Kinder des Zorns“ ranwagen wollen, ohne das gesamte Kornfeld-Gepoltere ertragen zu müssen, so würde ich Teil 1 und 6 empfehlen – mit Teil 4 oder 5 als Snack zwischendurch.
‐ Markus Haage
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