„Sir! Sehen sie! Ich hab’ noch mehr gefunden!“
- „Was zum Teufel ist das?“
„Ich denke, es ist ein Fuß, Sir!“
Es nimmt kein Ende. Durchstreift man die langen Gänge lokaler Videotheken so stößt man unweigerlich auf die Überreste beliebter (und beleibter!) Horror-Franchises. Zumindest war dies mal so – bevor das Monster DVD sich durch die Regale fraß. Aber davor gehörten Filmreihen wie etwa „Kinder des Zorns“ zum absoluten Ausstattungs-Standard eines jeden Horrorbereichs. Hat man diese in seinem Sortiment gehabt, so konnte man damit gleich die halbe Horror-Abteilung füllen. Sage und schreibe sieben „Kinder des Zorns“-Filme wurden auf die Menschheit losgelassen – im Jahre 2009 folgte zusätzlich ein TV-Remake. Jetzt könnte man meinen, dass einer solchen Horror-Reihe, die zu dem als Direct-to-Video-Welle konzipiert war, schnell die Luft ausgehen würde, aber weit gefehlt. Vorliegender fünfter Teil überrascht qualitativ…
Teenies auf dem Lande, das muss daneben gehen. Nachdem ihr Auto zu Schrott gefahren wurde, macht sich ein Vierer-Trupp auf den Weg ins nahe gelegene Nest Divinity Falls. Die Stadteinwohner, die als recht zurückhaltend bezeichnet werden dürfen, sind über die Ankunft von Neuankömmlingen nicht sehr erfreut – halten sich aber dezent zurück. Erst nachdem der recht forsche Greg ihnen in ihrer Stadtkneipe mitteilt, dass über der Stadt doch ein recht strenger Geruch liegt, werden sie bestimmt herausgebeten. Angeblich stammt der Geruch von Platzfeuern, die sich immer und immer wieder in einem nahegelegenen Kornsilo entfachen – der Zuschauer weiß nach bereits vier Teilen allerdings, dass hier Schlimmes vor sich geht, aber selbst als die Karre des Trupps in Flammen aufgeht, scheinen sie den Ernst ihrer Lage noch nicht so richtig verstanden zu haben.
Schlimmes ahnt wenigstens Allison, die bereits in ihrer Vergangenheit Erfahrung mit den Kindern des Zorns gemacht hat. Da sie aber das nette Lieschen der Truppe darstellt, nimmt man sie nicht ernst. Stattdessen bleibt der Trupp in der Stadt und macht sich ungebeten in einem verlassenen Haus breit. Wenn Neuankömmlinge in einer abgelegene Gemeinschaft kommen, bedeutet dies nach dem Horror-Regelbuch natürlich, das unerklärliche Dinge passieren müssen. Hier sind es Morde – vorzugsweise mit Sense. Die Frage ob die Ankunft der Außenstehenden mit den Morden zu tun hat, zieht der Sheriff der Stadt nicht lange in Betracht. Stattdessen rät er den Trupp lieber schnellstens zu verschwinden. Auch er weiß, das Merkwürdiges in Divinity Falls vor sich geht…
Doch bevor man die Koffer packen kann, hat es bereits Kir, die lasszisse Schlampe der Truppe, erwischt. Sie steht im Bann desjenigen, der hinter den Reihen geht (hier erstmalig als „Derjenige, der im Hintergrund steht“ übersetzt) und wirft sich willig ins das lodernde CGI-Höllenfeuer, welches im Silo flammt.
Damit der Freitod von Kir nicht umsonst gewesen ist, entscheidet sich der Trupp die Kinder und somit die Stadt aus den Fängen des Bösen zu befreien – doch sie haben nicht mit David Carradines knallroter Birne gerechnet…
…aus der ein Monster platzt…
…welches Fred Williamson ein Loch in den Kopp brennt…
Aaaaarrrrrggggghhhhhhhhhhh…
Prust. Hat auch jeder die Schwere dieser Szene begriffen? Fred Williamson kriegt ein Loch in den Kopp gebrannt, von einem feuerspeienden Monster, welches aus David Carradines Birne platzt. Damit hat der nunmehr fünfte Teil bereits seine Daseinsberechtigung erbracht.
Die Story hört sich wie ein Rehash des ersten Teils an – genaugenommen ist es das auch, kann allerdings genug Selbstständigkeit vorweisen um nicht als bloße Kopie daherzukommen. Des Weiteren ist es nun einmal die vierte Fortsetzung. Großartige Innovationen sind, so meine ich, nicht zu erwarten. Die Grundhaltung des Zuschauers, eben einen typischen „Kinder des Zorns“-Film zu sehen, wird somit mehr als nur erfüllt. Der Streifen überrascht durch seine Charaktere und sein Setting. Nicht falsch verstehen – es ist und bleibt letztlich ein Slasher – aber dafür ist es sehr unterhaltsam inszeniert. Große Erwartungen hatte ich ehrlicherweise an den fünften Teil nicht mehr, auch wenn Teil 4 aus eben demselben Grund positiv bei mir abschnitt. Im Gegensatz zu vielen anderen Horrorfilmreihen, können die „Kinder des Zorns“ einen gewissen Unterhaltungswert aufrecht erhalten. Natürlich hatte ich wie wohl jeder meine Vorbehalte gegenüber der „Kinder des Zorns“-Reihe. Nachdem ich aber nun fast am Ende angelangt bin, muss ich sagen, dass sie weitaus besser ist als ihr Ruf. Eben ein grundsolides Horror-Franchise, geeignet für Fans der Direct-to-Video-Smasher und weitaus besser als ihr Ruf.
Dazu tragen besonders bei Teil 5 die Schauspieler bei. Abgesehen von der Tatsache, dass Eva Mendes hier eine ihrer ersten großen Rollen spielt, tauchen auch noch Genre-Größen wie Fred Williamson, Kane Hodder und David Carradine auf, der als böser Prophet die Geschicke der Kinder lenkt.
Das auch der fünfte Teil zumindest von der Crew nicht einfach nur abgearbeitet wurde, erkennt man auch an der Regiearbeit von Ethan Wiley, der davor bereits den zweiten Teil der „House“-Reihe inszenierte. Er versucht aus dem sehr überschaubaren Budget von 1,5 Millionen Dollar (für das wohl ein Drittel mindestens als Gage an Williamson und Carradine ging) das Beste zu machen. Oftmals gelingt es ihm mit abwechselungsreichen, teils sehr amüsanten, Kameraeinstellungen und Schnitten. Er zeigt wirklich nur das, was das Budget hergeben kann und lässt sich auf keine visuellen Abenteuer zu Lasten des Gesamteindrucks ein.
Aber den Vogel schießt ohne Frage das Finale ab. Wenn Carradine der Kopp platzt oder Bohrmaschinen als Killer-Instrument dienen, CGI-Feuer lodert und Kinder-Statisten böse dreinblicken, dann wird es auch um das Trash-Herz ganz warm…
Fatality:
Man muss es zugeben: Als Zuschauer hat man keine hohen Erwartungen, weswegen man wohl nur positiv überrascht werden kann. „Kinder des Zorns V – Feld des Terrors“ kann ihm Rahmen seines Franchises überzeugen und bietet kurzweiligen Direct-to-Video-Horror. Nicht viele Innovationen, dafür unterhaltsam inszeniert. Und selbst für diejenigen, die mit der D-t-V-Soße nicht allzuviel anfangen können, bietet der Streifen immerhin einige recht amüsante Trash-Momente. Ob freiwillig oder unfreiwillig, sei einmal dahingestellt.
Und damit es auch niemand vergisst: David Carradine platzt ein Monster aus dem Kopf.
‐ Markus Haage
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