„Er war König und Kopf auf einer fernen Insel, aber jetzt kommt er zu uns in die Großstadt, der Freiheit beraubt, ein Schaustück zur Befriedigung ihrer Neugier. Meine Damen und Herren, sie sehen Kong, das achte Wunder der Welt!“
Hungrig, haarig, holprig… 1931 schufen Ernest B. Schoedsack und Merian C.Cooper nach dreijähriger Schaffenszeit einen Filmmythos, der noch bis heute bestand hat. Eine Fantasy-Geschichte, die wie kaum eine andere den Zeitgeist traf und als blendende Parabel auf die Arroganz des Menschen verstanden werden darf. Aber auch einen Abenteuer-Film, der mit für damalige Zeit atemberaubende Spezialeffekte ausgestattet war. Noch heute funktionieren diese im Kontext des Films sehr gut und versprühen einen einzigartigen Charme, der im Zusammenspiel mit den theatralisch agierenden Schauspielern und dem sehr datierten Setting zu einem unvergesslichen Filmklassiker machen. Ein Fenster in eine nicht nur cineastisch andere Welt…
New York City, 1933: in die Hände des findigen Filmproduzenten Carl Denhams fällt eine geheimnisvolle Seekarte, die den Weg zu einer bisher unerforschten und kaum bekannten Insel namens Skull Island aufzeigen will. Denham, auf der Suche nach dem nächsten großen Filmhit, wähnt sich sicher, dass Skull Island die perfekte exotische Kulisse für seine nächste Produktion darstellen wird. Eine Kulisse durch diese die sensations-vernarrten Masse die Kasse klingen lassen werden. Nur eine Hauptdarstellerin fehlt ihm noch. Diese findet er in der scheuen Ann – eine junge und naive Theater-Schauspielerin, die ohne zu zögern einwilligt. Mit samt des Filmteams und angeheuerten Seeleuten, schippert die Venture, ein alter, klappriger Kahn, in Richtung Skull Island…
Dort angekommen trauen sie ihren Augen nicht. Skull Island wird bereits bewohnt – von einem wilden Stamm Eingeborener, die einem, so wirkt es auf die ach so zivilisierten Menschen, merkwürdigen Affenkult betreiben. Ihr Dorf wird von einer riesigen Mauer umgeben, die ein riesiges Tor umschließt, welches den Zutritt zum hiesigen Dschungel verhindert. Die erste Begegnung mit den Eingeborenen verläuft nicht gerade freundlich, doch auf dem Schiff wägt sich die Crew sich in Sicherheit. Denham beschließt die Insel trotz aller Gefahren weiter zu erforschen – die Eingeborenen, die das Schiff ausfindig machen und Ann entführen, geben ihn dafür vor der unentschlossenen Crew eine Rechtfertigung. Bewaffnet stürmt die Crew das Dorf der Eingeborenen – doch dort angekommen trauen sie ihren Augen nicht. Ann dient als Opfergabe für einen riesigen Affen, der sie anstatt zu verspeisen, einfach mit nimmt. Die Crew entscheidet Ann zu befreien – koste es was es wolle. Doch Denham hat bereits ganz andere Pläne: er will nicht nur Fay befreien, sondern den Affen gefangen zu nehmen. Nach einer verlustreichen und gefährlichen Odysee durch den Dschungel Skull Islands, können sie nicht nur Fay befreien, sondern auch Kong gefangenen nehmen. In New York City wird er den Massen zur Schau gestellt, doch Kongs Freiheitsdrang ist stärker als die Stahlketten an denen er gefesselt ist…
Das Kongs Reise nach New York in einem tragischen Finale auf dem Dach des Empire State Buildings enden wird, braucht an dieser Stelle wohl nicht mehr erwähnt werden. King Kong ist nicht nur ein zeitloser Filmklassiker des Fantasy- und Abenteuer-Genres, sondern auch ein Spiegelbild seiner Zeit, der als perfekte Parabel zur damaligen Gesellschaft dient, die sich nach dem wohl schwersten globalen Wirtschaftscrash, wieder aufrappelt und nichts aus seinen Fehler lernt und sich in seiner unglaublichen menschlichen Arroganz zu neuen Höhen emporhebt. Gestützt wird diese Mär von absolut fantastischen Spezialeffekten, die fast drei Jahre Produktionszeit verschlangen, das noch sehr junge Technik-Verfahren Stop-Motion revolutionierten und definierten und auch nach fast 80 Jahren nichts von ihrem Glanz verloren haben. Als erster Hollywood-Film überhaupt, wurden Handlungsszenen mit Musik unterlegt. Diese stammt von Max Steiner und gilt als absolut wegweisend für Filmsoundtracks. Der betriebene Aufwand hat sich gelohnt. Kongs Premiere fand zeitgleich in zwei Kinos statt und entwickelte sich zu einem einer der ersten echten Kinohits. Noch im selben Jahr ließ man eine Fortsetzung unter dem Titel „King Kongs Sohn“ drehen, der zwar auch finanziell erfolgreich war, aber mit dem Original nicht mithalten konnte.
Leider musste der Film auf eine akzeptable Länge und Freigabe heruntergeschnitten werden, so dass einige Szenen auch heute noch fehlen und die ursprüngliche Fassung nie offiziell veröffentlicht werden konnte. Da man viele Szenen nicht weiter sicherte, verschwanden diese im Laufe der Zeit. Berühmtestes Beispiel, die sogenannte „Spider Pit Sequenz“ – eine der berühmtesten „verlorenen Szenen“ der Filmgeschichte – die das Schicksal jener Männer offenbart, welche durch Kong vom Baumstamm in die tiefe Schlucht getrieben werden, wo eine Rotte riesiger Spinnen sie erwartet, wurde nur einmal vor einem Publikum aufgeführt, dann aus dem Film rausgeschnitten und gilt seitdem als verschollen. Peter Jackson griff diese Sequenz 2005 für sein Remake wieder auf und drehte sogar im Stile des Klassikers diese Szene nach den Original-Drehbuch nach. Es gibt mehrere Gerüchte über die Gründe der Kürzung. Eines besagt, dass einige Teilnehmer des Publikums bei Testvorführungen anno 1933, auf Grund der Intensität der Szene, vor Schock angeblich erbrachen. Andere wiederum behaupten, dass Regisseur Merian C. Cooper die Szene entfernte, weil sie den Handlungsfluß unnötig unterbrach. Was auch immer der genaue Grund war, seither gilt die Szene als verschollen und viele Fans brennen darauf, das Material selbst zu sichten. Leider besteht kaum Hoffnung, dass die Szene noch irgendwann auffindbar sein wird – zumal das Filmmaterial mittlerweile extrem beschädigt sein dürfte.
„King Kong“ ist weit mehr als nur ein Klassiker, sondern ein zeitloses Meisterwerk, welches auch heute noch zu begeistern weiß und noch sehr viele kommende Generationen an Nachwuchstalenten begeistern wird. Fünf Schädel für Matte-Paintings, Stop-Motion, Theatralik, orchestrale Klänge und unvergleichlichen Charme.
‐ Markus Haage
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