Vor ein paar Tagen haben wir noch über das gescheiterte Remake zu DIE KLAPPERSCHLANGE gesprochen (Gerald Butler sollte die Hauptrolle spielen), nun soll es doch noch kommen.
20th Century Fox hat wohl grünes Licht für ein Remake zu DIE KLAPPERSCHLANGE (OT: ESCAPE FROM NEW YORK) gegeben. Diese Gerüchte gab es schon im Herbst letzten Jahres, aber da sie jedes Jahr aufpoppen, gab man nicht viel drauf. Angeblich (!) soll Chris Hemsworth (THOR) die Hauptrolle spielen. Alles kein Grund zur Panik. Auch Kurt Russell galt nicht gerade als knallharter Actionheld, weswegen er die Rolle des Snake Plissken unbedingt spielen wollte (ganz im Gegenteil, Russell war den Zuschauern vor allem als netter Teenie-Boy mit Pausbäckchen aus zahlreichen Disney-Komödien bekannt). Ich sehe dennoch inhaltlich ein großes Problem…
DIE KLAPPERSCHLANGE, so wie wir sie kennen, funktioniert nur in einem 80er Jahre-Setting. Alle bedeutsamen Elemente des Films, ob visuell oder inhaltlich, sind ein Produkt ihrer Zeit. Die Angst vor dem dritten Weltkrieg und damit die Angst vor der Apokalypse, dem nuklearen Holocaust, war Alltag. Der Kampf zweier Systeme (Kapitalismus gegen Kommunismus), vor allem in Form von Alltagsterror (Stichwort: RAF) ebenfalls (dies ist ja das Fundament der Story, da die Air Force One des Präsidenten der USA von „anti-imperialistischen Revoluzzern“ zum Absturz über New York gebracht wird). Hinzu kommt natürlich die Mauer. Ganz Manhattan ist ein Gefängnis. Niemand kommt rein, niemand kommt raus. Zwar gibt es auch heute noch Mauern, bspw. in Jerusalem oder sogar Belfast, die vor allem Konfessionen trennen sollen, aber Vorbild war hier zweifelsohne West-Berlin. Eine moderne Stadt, ringsherum eingemauert. Wachposten, Selbstschußanlagen, Panzersperren, Soldaten, Minenfelder, Kameras. Das war keine Utopie, das war Realität. New York als verrottender Moloch ebenfalls. Das heutige New York, vor allem Manhattan, ist mit dem New York der frühen 80er nicht mehr zu vergleichen, als es selbst Stripclubs und Pornokinos am Times Square gab. Heute, nachdem der ehemalige Bürgermeister Giuliani eine knallharte Null-Toleranz-Politik druchsetzte, ähnelt der Times Square eher einem Disneyland. An jedem Block steht ein Polizist, selbst kleine Vergehen, wie das Wegwerfen einer Zigarette, werden geahndet.
Man müsste also für ein Remake mutig sein. Eine neue Story entwickeln, die das Original oder dessen Idee referenziert und sie sinnvoll in die Gegenwart transportiert. New York als Schauplatz funktioniert nicht mehr. Eher Detroit. Diese Stadt, kommt dem New York der 80er Jahre relativ nahe.
Ich stehe dem Remake nicht negativ gegenüber, aber sage klar, wenn schon ein Remake, dann ein mutiges. Alles ist erlaubt, keine Rücksicht auf Verluste (hier: die alten Fans, mich eingeschlossen). Denn das sind die besten Neuverfilmungen. Siehe DePalmas SCARFACE oder Cronenbergs DIE FLIEGE oder Carpenters DAS DING.
‐ Markus Haage