Doc Acula, Webmaster des fantastischen Blogs BadMovies.de, ist verstorben.
BadMovies.de stellte eine Konstante dar, die seit 2000 existiert und stets weiter betrieben wurde. Als ich als Teenager dieses Projekt hier 1999 begann, war BadMovies.de eines der ersten inhaltlich ähnlich gelagerten Unternehmungen, welches mir im Netz begegnete. Über diese zwei Jahrzehnte hat sich alles gewandelt. Persönlich, politisch, gesellschaftlich, technisch, kulturell. BadMovies.de blieb aber und ging nicht wie so viele andere und längst vergessene Medien-Projekte nach großem Trommelwirbel unter. Acula durchwühlte sich vollkommen Schmerz-befreit durch die absurdesten und abseitigsten Perlen der Filmgeschichte und drang dabei in cineastische Galaxien vor, die kein Mensch zuvor betreten wollte. Vieles, was nun gar wieder Mainstream oder im Trend ist, hatte er schon Jahre vorher abgearbeitet. Erst gestern Nachmittag wies Doc Acula noch auf ein Film-Review von ihm hin. „Computer für Mord“, ein obskurer italienischer Krimi von 1966. Es sollte sein letztes Review von Tausenden sein.
Lange bevor Trashfilme und B-Movies wieder populär wurden, beschäftigten wir uns damit. Ich via TrashZombies.de, gegründet 1999, und er via BadMovies.de, gegründet 2000. Und es ist rückblickend ein merkwürdiges Gefühl, dass bestimmte Filme, die nun sogar im Fernsehen von Stars zelebriert werden, damals anno 2003 kaum noch aufzutreiben waren. So hielten wir frühzeitig sporadisch Kontakt und tauschten gegebenenfalls Filme, oftmals VHS-Ripps, untereinander aus. Wir waren nie Freunde im klassischen Sinn, eher digitale Bekanntschaften, aber achteten uns gegenseitig. Als aus TrashZombies.de im Jahre 2008 VideoRaiders.net wurde, neckten wir uns über die sozialen Netzwerke gegenseitig, um unsere Präsenzen humorvoll zu pushen.
Für sein Filmfestival B-Film Basterds! im Nürnberger Kommkino anno 2011 übernahm ich Design-Arbeiten und programmierte die erste Website zum Event. Als VideoRaiders.net im Jahre 2013 zum Print-Magazin Neon Zombie wurde, bot er als einer der ersten Personen seine Hilfe an und hat die zweite Ausgabe mit einem Artikel über das Godzilla-Revival von 1984 unterstützt. Wegen einer Nichtigkeit brach zwischen uns irgendwann Ende 2015 der Kontakt ab. Zu einem persönlichen Treffen kam es nach fünfzehn Jahren leider nie. Ich bereue dies enorm. Vielleicht waren wir uns ähnlicher, als wir es jemals zugeben wollten. Eben einfach Dickköpfe. Dennoch kehrte ich ab und an bei BadMovies.de wieder ein, durchstöberte das legendäre Forum, den sogenannten Trashtalk, und las die präzisen und manchmal nicht enden wollenden Reviews obskurer filmischer Werke aus aller Welt.
In unserem kleinen Nischenbereich stellte BadMovies.de, im Grunde das Lebenswerk von Doc Acula, eine feste Konstante dar. Docs Tod hinterlässt ein unglaublich großes Loch, welches nicht zu füllen ist. Es macht fassungslos, auch weil es so plötzlich kam. Ohne jegliche Vorwarnung. Es erinnert auch daran, wie wertvoll die vielen kleinen Momente sind, die rückblickend immer ein Ganzes ergeben, auch wenn man sie nicht sofort zu schätzen weiß.
Ruhe in Frieden, Doc. Dein Werk bleibt unvergessen.
‐ Markus Haage