Harlan Ellison ist verstorben.
Der US-amerikanische Science-Fiction-Autor prägte wie kaum ein anderer Schriftsteller das Genre im ausgehenden 20. Jahrhundert. Neben zahlreichen Romanen, die als wegweisend galten, schrieb er auch unzählige prägende Drehbücher für Film und Fernsehen. Des Weiteren galt er als unerschöpfliche Inspirationsquelle zahlreicher Künstler. So schrieb Horrormeister Stephen King via Twitter: „There was no one quite like him in American letters, and never will be. Angry, funny, eloquent, hugely talented. If there’s an afterlife, Harlan is already kicking ass and taking down names.“
Ellison war ein streitbarer Charakter, der seine Meinung niemals verheimlichte. Die LA Times schrieb 1980 in einem Portrait: „Ellison is fiercely independent, proudly elitist, frequently angry, tenacious and downright vengeful.“ So leitete er auch zahlreiche Klagen ein, wenn er sich benachteiligt fühlte. James Cameron musste in seinem Durchbruchserfolg „Terminator“ („The Terminator“, 1984) einen „Based on the work by…“-Credit für Ellison nachträglich einfügen, da Ellison der Überzeugung gewesen ist, dass der Film auf seinem Werk basierte, nämlich seinen beiden „Outer Limits“-Geschichten „Soldier“ und „Demon with a Glass Hand“. In „Soldier“ wird ein Soldat aus der Zukunft, die durch einen langen Krieg zerstört wurde, in die Vergangenheit, das Jahr 1964, geschickt. Ob Cameron sich bewusst Ellisons Werk als Vorbild genommen hat oder eben nicht, sei einmal dahingestellt. So oder so, war Ellisons Schaffen unglaublich einflussreich. So gilt die Episode „Griff in die Geschichte“ („The City On The Edge Of Forever“, 1967) der Serie „Raumschiff Enterprise“ („Star Trek“, 1966–1969) als eine der besten Geschichten der gesamten Reihe und wurde zudem mit dem enorm prestigeträchtigen Hugo Award als auch mit dem WGA Award ausgezeichnet. Daneben schrieb er das Drehbuch zu dem Kult-Endzeitfilm „Der Junge und sein Hund“ („A Boy and his Dog“, 1975) und zahlreichen Episoden von „Solo für U.N.C.L.E.“ („The Man from U.N.C.L.E.“, 1964–1968) oder „Babylon 5“ (1993–1998).
Sein Gesamtwerk umfasst zahlreiche Novellen, Romane und Kurzgeschichte, die für das literarische Science-Fiction-Genre eine immense Bedeutung haben.
Harlan war Vorbild, Ikone, nicht verkanntes, aber von manchen sicherlich auch gehasstes Genie. Kaum jemand war so eigensinnig, so unbequem. Seine große Klappe, sein markiges Auftreten hat die Sci-Fi-Welt bereichert. Er besaß Rückgrat und ließ sich nicht verbiegen, was sicherlich auch seiner Karriere schadete. Er verteidigte seine Worte und sein Schaffen bis aufs Blut. Er war, wie er war, und konnte nicht anders. Und so wie er war, entstand sein beeindruckendes Werk. Anders hätte es wohl auch nicht entstehen können.
Über seine jahrzehntelange Freundin Christine Valada ließ er seine letzten öffentlichen Worte verkünden:
„For a brief time I was here, and for a brief time, I matter.“
Harlan Ellison starb im Alter von 84 Jahren im Kreise seiner Familie.
‐ Markus Haage