Hugh Hefner ist verstorben.
Auch wenn sein Schaffen nicht direkt unseren inhaltlichen Schwerpunkt betrifft, möchte ich aus persönlichen Gründen dennoch kurz auf dieses hinweisen.
Hefner war ein Gigant und Vorbild. Nicht, wegen seines exzentrischen Lebensstils, mit dem er gerne bis ins hohe Alter in der Öffentlichkeit spielte und von dem viel eine kalkulierte Show war, sondern weil er einer der couragiertesten und bedeutendsten Publizisten der Nachkriegsära gewesen ist. Ein Kämpfer für die Meinungsfreiheit und gegen jedwede Art von Zensur.
Als Publizist war Hefner Vorbild, wird es immer sein.
Wer sein Schaffen nur auf die Abbildung nackter Haut oder auf sein absichtlich überzogenes Image reduziert, kennt es nicht. Hefner verstand es Kunst und Kommerz, Heiteres und Ernstes elegant miteinander zu verbinden. Er war jemand, der Kunst zelebrierte und sich für Entertainment nicht schämte. Über Jahrzehnte galt es als Running Gag, zu sagen, dass man den Playboy nur wegen der Interviews lesen würde. Aber in diesem Gag steckte sehr viel Wahres. So war es Hefner, der bereits in der Frühphase des Playboys anspruchsvolle Kurzgeschichten (auch aus der Phantastischen Literatur) abdruckte, und somit auch Nachwuchsschreibern und Journalisten eine Plattform gab, die sie sonst nie bekommen hätten. Eine dieser Kurzgeschichte trug den Titel „Die Fliege“.
1955 veröffentlichte er die Sci-Fi-Kurzgeschichte „The Crooked Man“ von Charles Beaumont. Diese spielt in einer Welt, in der heterosexuelle Männer von der homosexuellen Mehrheitsgesellschaft gejagt und inhaftiert werden. Ein Eklat folgte. Wütende Leser, die das Magazin eben nur wegen der (weiblichen) Erotik heimlich kauften, kündigten ihr Abo. Morddrohungen per Telefon und in Leserbriefen gingen in die Redaktion ein. Hughs einfache Antwort auf den „Eklat“: „Wenn es falsch ist, dass man heterosexuelle Männer in einer homosexuellen Welt jagt, dann wäre das Gegenteil genauso falsch.“ Damit hatte er die Kritiker mundtot gemacht. Der Twist funktionierte. Dies war wohlgemerkt 1955.
Auch war Hefner als Philanthrop bekannt und spendete regelmäßig Geld an die Universität von Kalifornien, um dort u.a. ein komplettes Seminar zu finanzieren, dass den Titel „Censorship in Hollywood“ trug. Als Cineast wollte er damit Nachwuchsfilmemacher animieren, die Mechanismen der Zensur zu verstehen und sie künstlerisch zu umgehen.
Namhafte Journalisten führten im Playboy legendäre Interviews mit John Lennon oder Martin Luther King. Die bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts, wie etwa Annie Liebowitz oder Helmut Newton, bebilderten die Reportagen. Mit dem Tod von Hugh Hefner endet eine der beeindruckendsten und bedeutendsten Karrieren der amerikanischen Medienlandschaft.
Danke, Hugh.
‐ Markus Haage