Mit „Shazam!“ hält nun der siebte Film des sogenannten DC Extended Universe Einzug in die Lichtspielhäuser. Ein Superheld, der hierzulande kaum bekannt ist, aber dem bisher eher düster ausgerichteten Cinematic Universe eine bedeutende und erfrischende Komponente hinzufügt: unglaublich viel Herz.
Warner Bros. Pictures hat den Einstieg in das sogenannte DC Extended Universe (fortan DCEU) etwas holprig vorgenommen. Weder „Man of Steel“ (2013), noch „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (2016), „Suicide Squad“ (2016) oder „Justice League“ (2017) konnten Kritiker als auch Publikum (trotz erfolgreicher Box Office-Zahlen) vollends begeistern. Mit „Wonder Woman“ (2017) und vor allem „Aquaman“ (2018) bewies das altehrwürdige Studio aber, dass sie mit den Produktionen anderer Studios absolut mithalten können. Vor allem „Aquaman“ überraschte und spielte weltweit mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar ein. Da kommen sogar die Marvel-Helden ins Staunen. Das DCEU stellt sich neu auf und macht nicht nur vieles richtig, sondern auch manches besser als die Konkurrenz. Mit den Helden aus der zweiten Reihe, vornehmlich Aquaman und eben Shazam, ist man bereit gewisse Risiken einzugehen. Die Last (und vor allem die Erwartungshaltung des Zuschauers), die auf den Überhelden Superman und Batman liegt, fehlt hier. Ein Vorteil.
„Shazam“ beweist Mut. Die extravagante Origin-Story dürfte eigentlich nicht funktionieren. Sie tut es aber trotzdem, da die Filmemacher diese vollends umarmen und aus den begeisterten Augen eines Kindes betrachten. Jeglicher erwachsender (und so lähmender) Zynismus wird beiseite gelegt. Dies ist Superhelden-Kino für Kinder und im Herzen junggebliebene Erwachsene. Dies wird nicht nur bei der Origin-Story deutlich, sondern vor allem auch in der Mid-Credits-Scene, die an dieser Stelle nicht gespoilert werden soll. Als Kontrast zum hyper-phantastischen Setting ist der Film in teils grandiosen Bildern verpackt, die die Geschichte trotz ihres hyper-fantastischen Ansatzes tief in der Realität verwurzeln und damit selbst einen visuellen Brückenschlag zu den düstersten Kapiteln des DCEUs bilden. Für die Kamerarbeit zeigte sich Maxime Alexandre verantwortlich, der schon die Bilder zu Genreklassiker wie „High Tension“ (2003) oder Remakes wie „The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen“ (2006) einfing. Warners Superhelden-Kino besaß schon immer Ecken und Kanten und gerade dies schafft Abwechselung. Während andere Superhelden-Filme inszenatorisch mittlerweile wie vom Fließband produziert wirken, wo die Jagd nach einem McGuffin die generische Originstory bestimmt, lässt Warner den Filmemachern und ihren Geschichten nun genug Freiraum zur eigenen Entfaltung, ohne dass diese sich aber vom Kern-Universum zuweit fortbewegen. Man merkt „Shazam!“ in jeder Einstellung an, dass die Macher dahinter sich Gedanken über die Inszenierung gemacht haben. Ihre Begeisterung für den Stoff ist in jedem Shot zu spüren und geht vollends auf den Zuschauer über. Wer bei der finalen Einstellung der Shazam-Family keine Gänsehaut bekommt oder eine kindliche Begeisterung verspürt, ist wohl innerlich schon tot. Oder Verwaltungsfachangestellter.
Es wäre nicht überzogen zu behaupten, dass der Film damit klar in der Tradition von Genreklassikern wie „Big“ (1988), „Die Goonies“ (1985), „Explorers – Ein phantastisches Abenteuer“ (1985) oder „Das Wunder in der 8.Straße“ (1987) stehen würde. Er stellt in gewisser Weise das künstlerische Kind von Regisseuren wie Steven Spielberg, Joe Dante oder John Landis dar. Ein kindlicher Sense-of-Wonder umhüllt „Shazam!“ in jeder Sekunde. Demnach hätte der Song, der über den Abspann gelegt wurde, nicht besser passen können: „I don’t wanna grow up“ von den Ramones.
Natürlich ist „Shazam!“ nicht perfekt. Nicht jeder Gag sitzt, manch ein Witz wirkt etwas redundant und die tragische Hintergrundgeschichte des Titelhelden im Detail etwas erzwungen. Die Stärke des Films stellen auch nicht zwingend die Actionszenen dar, wobei sich Regisseur David F. Sandberg hierbei einige humoristische Seitenhiebe auf vorangegangene DCEU-Filme nicht vermeiden konnte, dennoch sind dies Kleinigkeiten, die kaum ins Gewicht fallen, da „Shazam!“ dies mit seinem großen Herzen wieder überstrahlt. Die Verbindung zum restlichen DCEU ist übrigens klar vorhanden. Verweise auf „Man of Steel“ oder „Batman v Superman: Dawn of Justice“ lassen sich zahlreich finden. Ein namhafter Überheld tritt sogar persönlich in Erscheinung. Der inhaltliche Spagat zu den ernsten Filmen des Cinematic Universe gelingt „Shazam!“ somit überraschend gut und man kann für die Zukunft des DCEUs nur hoffen, dass Warner Bros. den eingeschlagenen Weg fortsetzen wird.
„Shazam!“ stellt eine grandiose Superhelden-Verfilmung aus den Augen von Kids dar, die mit unglaublich viel Herz, Charme und Witz versehen ist und die perfekte Balance aus Realismus und Fantasy findet und hierbei jeglichen Zynismus beiseite legt.
‐ Markus Haage
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