„Ich merk’ schon, du willst mir ’nen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben, du Bratenbengel.“
Starke Kerle, harter Tobak…
Der arme Joe. In Vietnam gab er seinen Unterschenkel durch das Vorrauswaten eines Minenfelds für sein Platoon und zuhause in Los Angeles wird er von fiesen Gangstern in den Rollstuhl geschossen. Seine Freundin gar umgebracht! Nur gut das wahre Soldaten-Freundschaften ein Leben lang halten, und so trommelt er das Söldnerkommando zusammen. Sechs Soldaten mit denen er in Vietnam Seite an Seite kämpfte und die ihm alle ihr Leben schulden. Sechs Soldaten, komplett ausgestattet mit Muskeln, Schnurrbart, Karatetricks und (verdammt) coolen Sprüchen auf den Lippen. Oder wie die englische Tagline es so schön ausdrückt: „12 Hands… 12 Feet… 24 Reasons To Die!“ Zusammen düsen sie quer durch Los Angeles und prügeln sich an die böse Omnipotenz des Films heran, der Joes Chopper-Dasein zu verschulden und bereits einen mysteriösen Attentäter auf sie gehetzt hat…
Was sich anhört wie das Grundgerüst eines Konami-Beat-’Em-Up-Games aus den 80ern, ist in Wirklichkeit der erste (und einzige ..?) wahre Beat-’Em-Up-Streifen der Filmgeschichte. Mit Nebensächlichkeiten hält der Film sich nicht lange auf. Nach vier Minuten ist Joe überfallen. Nach acht Minuten weiß sein Kumpel Larry Bescheid. In den nächsten dreißig Minuten düst dieser im Seidenanzug durch L.A. um das „Söldnerkommando“ (laut Originaltitel kurz und knackig „Kill Squad“) zusammenzutrommeln, welches aus sechs Schlägern besteht. Jeder einzelne repräsentativ für ein Filmklischee. Da wäre Arthur, der flinke Messerstecher, der im bürgerlichen Leben schleimiger Geschäftsmann ist. Oder Pete, das Muskelpaket im engen Unterhemd, ausgestattet mit Tattoo und Nackenspoiler, dessen Arme mit Panzerfäusten zu vergleichen sind. Oder etwa Tommy, im Berufsalltag kreativer Gärtner, der die Nunchakus über seine Feinde kreisen lässt. Ebenfalls K.C. ist dabei, der Zuhälter mit der stahlharten Faust. Und Alan, der Bauarbeiter mit dem Katana, schaut auch noch vorbei. Den Trupp darf man sich ungefähr so vorstellen…
Nach der Zusammenstellung dürfen sich alle bis zum Finale in verschiedenen Stages prügeln. Stage One: Pferderanch. Stage Two: Baustelle. Stage Three: Autohandel. Stage Four: Strassengasse. Am Ende geht’s selbst in ’nem Rosengarten rund…
Was diesen Film allerdings wirklich auszeichnet sind gar nicht mal die Darsteller aus dem Varieté der gescheiterten Existenzen (Ecke Reeperbahn). Auch nicht die klischeebehaftete Handlung, die sich wirklich (!) nur von Prügelei zu Prügelei hangelt, oder die starre Inszenierung, immerhin untermalt von funkigem Synthie-Beat, sondern viel mehr die deutsche Synchronisation, die im absurdesten Schnodder-Deutsch vor allem beim obligatorischen Taunting (Verspottung) des Kampfgegners eingesetzt wird (Freunden von brachialen Muskelpaketen bestens von der internationalen Wrestling-Bühne bekannt). Sprüche wie „Mein Freund hämmert dir ’ne Regenrinne in die Eule.“ oder „Wenn ich dich hier nochmal erwische, dann bebt die Prärie bis Buffallo.“ bekommt man hier im Sekundentakt um die Ohren gehauen. Und so verwundert es auch nicht, das solch sinnlose Dialoge als Darlegung der Handlung herhalten müssen. Im fertigen Film muss man sich das ungefähr so vorstellen.
Gangster: „Tachen, ist das Leben noch frisch?“
[Larry übergibt ihm Geld, der Gangster zählt es.]
Gangster: „Das ist ja ein glatter Korb! Wieso?“
Larry: „Denk’ nach.“
Gangster: „Ihr wollt das für nass und nicht löhnen?“
Larry: „Pfusch bezahlen wir nicht. Du kannst ’nen anderen bescheißen!“
Gangster: „Ihr Burschen, ihr Super-Macker nagelt alle, häh? Da seid ihr bei mir an der richtigen Adresse. Für nass ist nicht! Deine Waschstraße hat’n Leck!“
Larry: „Ich glaub’ die kesse Lippe höre ich mir nicht lange an! Wenn du was vernünftiges anbietest, bekommst du Kröten. Schrott kannst du den Chinesen anbieten, vielleicht fallen die drauf rein.“
Gangster: „Ist wirklich ein ganz starker Vortrag, auf den ich ’nen absoluten Minus-Bock habe!“
Larry: „Fein. Das Dumme ist, das Minus-Böcke keine Piepen bringen.“
Gangster: „Ich steh’ auf’n Schlauch! Ich brauch’ sofort Bares!“
Larry: „Ist nicht drin.“
Gangster: „Das sagst du so cool. Ich schwitz’ doch nicht ’ne ganze Woche, um mir solche Texte anzuhören! Ich will Mäuse!“
Larry: „Du hast ’nen Knick in der Leitung. Du Vogel nervst!“
Oder so…
Larry: „Ach, du Rübezahl, du dicker.“
Schläger: „Ich glaube, ich muss dir ein paar Märchenfiguren in die Wolle schneiden, so kess wie du bist!“
Larry: „Ich merk’ schon, du willst mir ’nen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben, du Bratenbengel.“
Schläger: „Ich werd’ dir die Locken glattbügeln!“
Der nicht im Schnodder-Deutsch-erprobte Leser wird nun vielleicht etwas verzweifeln – allerdings sind für wir ja für unseren exzellenten Leserservice bekannt (…beste Qualität seit 1889!) und als kleiner Leitfaden (oder eher Leidfaden?) durch das Dialog-Dickicht soll wenigstens folgende Seite, herausgerissen aus dem „Deutsch – Söldnerkommando“-Wörterbuch, helfen…
Wie so viele andere Trashgranaten wurde dieses Werk (bisher) von keinem DVD-Anbieter digital aufbereitet, weder in den USA, noch in Deutschland. Von daher muss man wohl darauf hoffen, dass irgendwann irgendwo in den weiten Tiefen des Internets, ein Verrückter sein heiliges Videotape dieses Films kostengünstig verscherbelt. Und das obwohl der Streifen anno 1984 sogar bundesweit in den deutschen Kinos lief… Ach, ja, die guten alten Zeiten, in denen sich auf der Leinwand noch echte Heroen mit Schnurrbart und Lederjacke die Locken aus’m Schädel schlugen. Für den Trashfreund so nahrhaft wie Dickmilch auf Beauty-Queen-Popöchen.
‐ Markus Haage