„Stella, unsere Galaxis ist in zwei gegnerische Parteien gespalten. Unsere eigene - und die vom bösen Count Zarth Arn von der Liga der dunklen Welten.“
Irgendwo zwischen Buxtehude und Alpha Centauri spielt sich ein Sci-Fi-Drama aus Plaste-Raumschiffen und Fönwellen ab. Dazwischen: Hasselhoff – mit Laserschwert. Unglaublich.
Im All gibt’s Krawall: der fiese Count Zarth Arn von der Liga der dunklen Welten will mit seiner behelmten Kampftruppe den ganzen Laden (plus/minus dem ein oder anderen Sonnensystem) unterjochen. Dazu hat er eine mächtige GEHEIMWAFFE aus Plastik erschaffen, die alles und jeden kaputtschießt, der sich ihm in den Weg stellt – inklusive des Emperors, auch unter seinem Adelstitel „Kaiser des ersten Sternenkreises“ bekannt. Er herrscht als gutmütiger Regent über Sonne, Mond und Sterne, doch nun scheint sein Reich wie ein Kartenhaus einzustürzen. Nicht nur das der Count an seinem Thron sägt – auch sein Sohn Simon ist verschwunden! Entführt? Ermordet? Verbeamt? Diesem Rätsel soll das Schmugglerpärchen Akton und Stella Star nachgehen, das nur so ihrer Strafe entgehen kann…
Denn auf ihrer letzten Reise wurden sie vom robotischen Kriminialbeamten Elle (männlich) geschnappt – und das obwohl sie trotz ihrer draufgängerischen Art – bei einer Überlebenswahrscheinlichkeit von weniger als 10% – mit Hyperspace in die Normal-Atmossphäre flogen! Wah.
Stella Star: „Schalte auf Hyperspace!“
Akton: „Schon geschehen!“
Stella Star: „Hoffen wir, das unser Raumkäfer nicht auseinanderfällt. Wie sind unsere Chancen?“
Akton: „40% totale Disintegration. 30% molekulare Zündung. 20% Gamma-Befall.“
Stella Star: „Das klingt wirklich gut. Damit haben wir eine zehn-prozentige Chance es zu schaffen.“
Akton: „Nicht unbedingt. Vergiss nicht: 3% struktureller Kollaps. 2%…“
Stella Star: „Okay, okay. Bleib’ auf Kurs – und bereite alles für den Eintritt in die Normal-Atmossphäre vor!“
Jetzt könnte das Sternenabenteuer bereits zu Ende sein, doch Elle, zusammen mit seinem grünangepinselten Polizei-Chef Thor, erklärt den Beiden, dass sie eine Amnestie erhalten, wenn sie in den Dienst des Emperors treten werden! Dieser sucht verzweifelt nach seinem Sohnemann, der den verrücktgewordenen Count stoppen sollte. In einem (sogenannten) holografischen Image wird ihnen die Sachlage näher gebracht…
Emperor: „Ich bin zu euch gekommen, weil mir mein getreuer Roboter Elle berichtet hat, dass ihr die einzigen Wesen seid, die uns helfen können. Du, Stella Star, gilst als bester Pilot der ganzen Galaxis. Und du, Akton, als bester Navigator! Stella, unsere Galaxis ist in zwei gegnerische Parteien gespalten. Unsere eigene – und die vom bösen Count Zarth Arn von der Liga der dunklen Welten. Vor kurzem haben wir von unseren Spionen alarmierende Nachrichten zu hören bekommen. Sie haben uns berichtet, dass der Count eine Waffe entwickelt hat – eine Waffe mit grenzenloser Reichweite! Eine Waffe so riesig, so gigantisch, dass man einen ganzen Planeten brauchen würde, wollte man sie verstecken! Deswegen schickten wir das Erkundungsraumschiff los. Das Schiff kam ganz nah heran. Ganz nah! Fast hätte es das Geheimnis des Counts entdeckt. Aber da wurde es von einer Horde von Monstern angegriffen. […] Nun müsst ihr unter äußerster Geheimhaltung zu den verlorenen Sternen fliegen. Ihr müsst das Schiff finden – und den geheimen Planeten des Counts zerstören!“
Jetzt wissen wir also, was Sache ist und der bunt zusammengewürfelte Haufen macht sich in die Tiefen der Galaxis auf, um den finsteren Count zu vernichten – aber erst nachdem Akton noch einmal seine unglaublichen navigatorischen Fähigkeiten unter Beweis stellen durfte („Also, kalkuliert man nun die Druckstärke des Solarwindes und die Anziehungskraft des nuklearen Orbits – so wie die Menge des Treibstoffs im Tank der Rettungsfähre im Vergleich zur eigentlichen Tankkapazität ein, kommen drei Raumkoordinaten in Frage.“). Denn die Truppe muss mit Hyperspace zu den verlorenen Sternen düsen – sonst würde es zwei Monate dauern! Tipp von mir: weniger labern, dann kann man auch ohne Hypersapce zeitig ankommen. Und spritsparend wäre es auch.
Nachdem uns die SFX-Magier hinter den Kulissen mit einer fulminanten Flacker-Orgie die Reise dargeboten haben, könnte man meinen, dass endlich der Count mit all seiner Gewalt in Erscheinung treten darf. Aber nix da – die komplette nächste Stunde darf sich unsere Truppen erstmal gegen wild umherdüsende Raumgleiter, futuristische Amazonen, kolossale Roboter und rotleuchtenden Energieschwankungen durchschlagen…
Selbst der Tod begegnet unserer Stella in Form von Minusgraden. Gut eingefroren wird sie zurück ins Schiff gebracht – glücklicherweise kann man sie retten, wenn man sie langsam wieder auftaut…
Das größte Hindernis sollen allerdings eine Horde Steinzeitmenschen darstellen, die Stella gerne als Nachtisch verputzen würden. Das ist schon mal schlecht. Das gute an der Situtaion: der Hauptgang ist David Hasselhoff! Und zwar in seiner Rolle als Sohn des Emperors!
Somit wäre der erste Teil des Auftrags schon einmal erledigt. Sohnemann ist gefunden. Jetzt muss nur noch der Count erledigt werden. Das verschafft Motivation – genug um die Höhlenmenschen niederzuringen – und durch das Dimensionstor gleich nebenan zu watschen.
…und direkt in die Arme des Counts, der seinen Triumph auskosten möchte. Nicht nur, dass er nun den Sohn des Emperors in seinen Händen hat – auch der Emperor selber ist bereits auf den Weg, in der Hoffnung seinen Sohn empfangen zu können. Doch der Count hält seine Geheimwaffe bereit, um den Emperor, seinen Sohn, Stella Star und Akton gleichzeitig zu vernichten!
Count Zarth Arn: „In weniger als einer Stunde wird von diesem Planeten nichts weiter übrig sein als Asche und kosmischer Staub! Für immer und ewig! Und ihr – ihr werdet mit zu Staub!“
Doch er hat sich verrechnet. Selbst seine Robots mit Säbeln bewaffnet können den Trupp nicht in Schach halten – denn Hasselhoff hat’n Laserschwert…
Herr im Himmel. Man braucht nicht lange suchen, um die Inspiration für dieses fulminante Stück Trash-Kino zu finden. Bereits ein Blick auf das Video-Cover mahnt an schönste SciFi-Zeiten…
Im Fahrwasser der „Krieg der Sterne“-Saga fuhr so manches Schlachtschiff mit – vom „Kampfstern Galactica“ bis hin zu Herrn „Sador“. Und natürlich durften schnell heruntergekurbelte Rip-Offs nicht fehlen, aber was „Star Crash – Duell der Sterne“ hier auf die Leinwand zaubert, grenzt schon an Wahnsinn. Wenn es nur eine normale Trash-Bombe wäre, dann würde dies schon reichen, damit der Film die volle Punktzahl erreichen würde – aber dieser Film nimmt sich selber vollkommen ernst. Absolut. Zu 100%. Das merkt man bereits an den unzähligen Dialogen, die sich nicht nur für den Zuschauer erschreckend in die Länge ziehen, sondern auch noch mit Details aus der Welt des Films beim Publikum beeindrucken wollen. In der Regel verwirrt es aber. Und zwar vollkommen. Wenn Count Zarth Arn fragt, wie lange es noch dauert, bis der Emperor eintrifft und als Antwort 12 Quadranten erhält, dann wirkt dies weder mystisch noch geheimnisvoll, sondern einfach nur konfus. 12 Quadranten. Was soll das sein? Drei Stunden? 5 Minuten? 67 Sekunden? Weiß der Geier. Natürlich sorgt dies alles beim Trash-Freund für Erheiterung – der normale Zuschauer wird hier längst umgekippt sein.
Apropos Umkippen. Dies wird der Otto-Normal-Zuschauer wohl bereits nach 25 Minuten. Denn dann geht es Knall auf Fall und er wird nicht mehr wissen, in was für einen Film er sich überhaupt befindet. Im Fünf-Minuten-Takt wechselt das Setting und die Gefahren, die unsere Helden überstehen müssen – vom Amazonenstamm im Weltall über klobige Kampfkollose an der Küste bis hin zu Steinzeitkannibalen in dunklen Höhlen. Der Film verkauft dies als trickreiche Fallen des Counts – aber hey, wir wissen, dass der Ursprung all dieser Szenen im liegengelassenen Filmfundus untergegangener Produktionen zu finden ist. Irgendwo musste schließlich Geld eingespart werden um Christopher Plummers Gage zu stemmen. Wo wir schon einmal bei den Schauspielern wären. Es ist schon überraschend wieviele Genre-Größen sich hier in die engen Latex-Klamotten gequetscht haben. Als Emperors Gegenspieler Count Zarth Arn glänzt Joe Spinell, nicht nur Rockys Straßenkumpel, sondern auch noch der „Maniac“. Marjoe Gortner war kurz vorher schon auf der „Insel der Ungeheuer“ und über Herrn Hasselhoff brauche ich keine Worte mehr zu verlieren. Der Mann hinter der Robotermaske von Elle ist übrigens Judd Hamilton. Hat nicht viel auf die Leinwand gezaubert, war aber immerhin für Spinells „The Last Horror Film“ als Drehbuchautor zuständig.
Zuständig für dieses Werk war aber Luigi Cozzi. Cozzi? Richtig, DER Cozzi. Trash-Freunden läuft es nun bereits kalt den Rücken herunter. Verantwortlich für Smasher wie „Astaron – Brut des Schreckens“, „Herkules“ oder „Sindbad – Herr der sieben Meere“. Allesamt Mahnmale des abseitigen europäischen Spielfilms. Mit „Star Crash – Sterne im Duell“ hat er sich sein SciFi-Monument errichtet. Aber trotz aller Amüsements muss eines dennoch erwähnt werden: Cozzi schwebte nie ein Trashfilm vor, sondern ein klassischer Fantasyfilm, der vor allem eine Hommage an das Werk von Ray Harryhausen darstellen sollte. Dies wird durch den Film auch tatsächlich deutlich. Bewertet man den Streifen im Kontext von Cozzis Karriere als auch im Bewusstsein, dass er im Grunde ein Filmfan ist, der sein Hobby zum Beruf machte, sollte dies einem weitaus größere Sympathien für den Streifen abringen…
Fatality:
Intergalaktischer Sci-Fi-Smasher trifft menschliches Hirn. Bleibt nichts übrig.
‐ Markus Haage
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