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Starship Troopers – Nicht mehr indiziert!

verfasst am 27.Juli 2017 von Markus Haage

Paul Verhoevens Kriegssatire „Starship Troopers“ (1997) ist nicht mehr indiziert. Damit darf der Film nun wieder öffentlich beworben und vertrieben werden. Auch wenn der Film es uncut nach Deutschland schaffte, bleiben die zahlreichen Dialogzensuren natürlich bestehen.

Guter Anlass, um das alte Posting nochmal zu zitieren:

Dieses Jahr feiert „Starship Troopers“ sein 20-jähriges Jubiläum. Einer von Verhoevens besten Filmen. Eine bitterböse Kriegssatire über eine futuristische, faschistische Gesellschaft, verpackt im Look einer 90er-Teen-Serie à la „Beverly Hills 90210“. Der Film basiert lose auf dem Roman von Robert Heinlein.

Als ich den Streifen 1997 im Kino sah (Camera am Holzberg, Helmstedt!) konnte ich gar nicht glauben, wie brutal der Streifen gewesen ist. Ich war noch minderjährig und war es gewohnt, dass Actionfilme (wie „The Rock“ und „Bad Boys“) im Kino teils derbe geschnitten waren. Auch auf Video wurden damals noch zahlreiche Filme trotz 18er-Siegels zensiert. „Starship Troopers“ kam uncut durch, auch wenn die Synchronfassung entschärft wurde (was in Deutschland nicht unüblich war, siehe „Band of Brothers“). Beispiel:

Original: „This year we explored the failure of democracy, how the social scientists brought our world to the brink of chaos. We talked about the veterans, how they took control and imposed the stability that has lasted for generations since.”
Synchronfasung: „Unser Thema war dieses Jahr die politische Entwicklung seit der Jahrtausendwende, und wie Außerirdische diese Entwicklung beeinflusst haben. Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und Tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten.“

Der faschistische Unterton wurde komplett entfernt (Zerstörung der Demokratie, Verachtung der Wissenschaft, Hervorhebung des Militärs als Retter) und im Grunde ein neuer Subplot eingefügt (Angriff durch die Bugs vor Jahrzehnten). Das irritierte schon damals und verwässerte eigentlich die Indoktrination durch das Militär in den Schulen. Es wurde durch die dt. Zensoren damit da exakte Gegenteil bewirkt. Verhoevens satirische Warnung vor dem militärischen Faschismus wurde entschärft. Der im Film stattfindende Angriff auf die Bugs ging natürlich auch von der Erde aus. Das war der Gag an der Sache (ich meine sogar, dass es im Original gar keinen ersten Bug-Krieg gab ..?). Die Zerstörung von Buenos Aires war ein Akt der Selbstverteidigung der Bugs aufgrund der drastischen Expansionspolitik der Menschheit. Was wiederum den Militärs den perfekten Anlass gab, die gesamte Gesellschaft für einen interstellaren Expansionskrieg abzurichten. Im Film wird dies ja auch eingewobenen, indem die Hauptdarstellerin sich wundert, wie die Bug-Asteroiden so lange unbemerkt auf die Erde zusteuern konnten. Die Militärführung wusste von dem drohenden Einschlag und hat ihn in Kauf genommen, um einen Kriegsgrund zu haben. Durch die Änderungen in der deutschen Sprachfassung wird dann wiederum suggeriert, dass die Bugs eben schon vorher in einem anderen Bug-Krieg Washington zerstört hätten, was eben die Hinterhältigkeit der irdischen Militärführung im Grunde verschleiert. Ironie der Geschichte: Die deutschen Zensoren machen sich damit zu Erfüllungsgehilfen des faschistischen Militärs im Film, weil sie durch die Synchronänderungen suggerieren, dass die Bugs nicht ganz unschuldig seien („Wir sprachen über die Bugs, wie sie die Erde angriffen und Tausenden unserer Vorfahren den Tod brachten.“). 😀

Nun, denn. 20 Jahre auf dem Buckel und unglaublich gut gealtert. Auch der Gag mit der TV-Optik dringt heute wohl besser durch. Damals monierten viele meiner Freunde, dass der Streifen wie ein TV-Film aussah. Das war beabsichtigt. Auch das die Schauspieler für Teenager viel zu alt aussahen (die 16-jährigen Teenager in „Beverly Hills 90210“ wurden teilweise von Über-30-Jährigen gespielt). Der Film wird somit mit dem Alter besser und vielleicht auch für den ein oder anderen Zuschauer zugänglicher.

Markus Haage

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Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!