„Die Leichen fand man ein paar Tage später. Aber keine Spur wer sie getötet hat. Groß-Fuß wird nicht mehr mit uns spielen. Vielleicht sind wir die nächsten auf seiner Liste.“
Halleluja. Ohne Ausrufezeichen. Somit Signum von Freude und Verzweifelung zugleich. Die fucking Eighties haben wieder ein Monster ausgespuckt, und was für eins!
Nein, nicht den Teufel. Das der Titel „Der Teufel tanzt weiter“ lediglich Assoziationen zum damals (aufgrund mehrerer Beschlagnahmungen) unglaublich populären „Tanz der Teufel“ ziehen sollte, dürfte klar sein, und anstatt des Deiwels begegnet uns hier einer der Klopper der nord-amerikanischen Mythologie, nämlich: Groß-Fuß. Groß-Fuß? Richtig, Groß-Fuß. Anglizismus-Kenner wittern nun schon einen brutalen Synchronisations-Fauxpas – und ich kann dies leider nur bestätigen. Bei Groß-Fuß handelt es sich um den allseits bekannten und gefürchteten Bigfoot. Auch als Sasquatch bekannt. Geißel nord-amerikanischen Laubwälder. Was die Dialog-Regie bewegte den Eigennamen Bigfoot in Groß-Fuß umzubennen soll wohl für immer ein Rätsel bleiben, aber dies ist auch wahrlich nicht der einzige Gehirn-Schmelzer im vorliegenden Werk. Nein, wahrlich nicht. Es kommt noch derber, bevor wir allerdings die Liste der Unglaublichkeiten abarbeiten, muss die Story her. Da kommen wir nicht dran vorbei…
Ein erschöpfter Mann liegt in einem Büroraum (= Krankenhaus), umringt von Laiendartsellern (= Ärzte). Die Hälfte seines Körpers ist mit Tüchern umwickelt (= verbrannt). In stammeligen Worten erzählt er was ihm wiedefahren ist. Somit beginnt eine Tour-de-Force des abseitigen Spielfilms. In einer schwammingen Überblende beginnt die Geschichte von Groß-Fuß und einer Horde Studenten, die doch nur nach der wissenschaftlichen Sensation suchten…
Uni-Prof Dixon macht sich mit sechs seiner (Langzeit-)Studenten in die rauhe Wildnis Nord-Amerikas auf, um dort den Mythos von Groß-Fuß (ja, ja…ich benutze Bigfoot) nachzugehen. In einem kleinen Städtchen angekommen, weisen die Einheimischen das Forscher-Team ab. Niemand traut ihnen, niemand will mit ihnen oder gar über Bigfoot reden. Eines Nachts werden der Professor und die Studenten Zeugen eines merkwürdigen Rituals der Einheimischen. Ein nacktes Pärchen muss umringt von fackeltragenden Rednecks kopulieren. Dazu Grusel-Gospel aus dem Off.
„Erscheine nun, du Herr der Herren! Pflanze deinen Samen in den Körper dieser unheiligen Braut! Verbinde deinen Samen mit ihr und erschaffe dein dämonisches Kind! Lass‘ den Samen der Hölle tiiieeeffffff in sie einfließen!“
Die Studenten-Mannschaft beschließt das merkwürdige Städtchen zu verlassen und weiter in die Wildnis vorzudringen. Dort finden sie nicht nur Fußspuren (na, von wem wohl…), sondern auch den sagenumwobenen Bigfoot himself, der in bester Monster-Manier durchs Unterholz raschelt und einen nach dem anderen in Slow-Motion umbringt. Zuflucht finden sie in einem alten Waldhaus, welches von einer tiefreligiösen Familie bewohnt wird. Doch auch Gebete und stabile Bauwerkskunst helfen nichts mehr, Großfuß macht sich bereit die Studenten auseinander zu nehmen und geht dafür sogar durch Wände…
Herr im Himmel. Was sich nach einem Standard-Monster-Trasher aus den 80ern anhört entpuppt sich sehr schell zu einer psychedelischen Tour-de-Force des Wahnsinns. Worte können hier nichts beschreiben. Würde man zwanghaft versuchen das Gesehene in Schriftform zu pressen, dann würde die Genialität dieses Werkes vollends flöten gehen. Natürlich bleibt uns bei einem Review keine andere Wahl – aber um den geneigten Leser auch nur den Hauch des wahrhaftig Wahnsinnigen zu übermitteln, muss ich auf ein allseits beliebtes und altes Stilmittel zurückgreifen, die unglaubliche Liste des filmischen Wahnsinns – oder wie wir sie nennen…
1. Synchronisation
Entweder die Dialoge süppeln monoton-gelangweilt vor sich hin…
„Sagen sie, ist doch manchmal langweilig, wenn man hier so alleine ist.“
„Als meine Frau noch lebte war es nicht so schlimm. Für sie war es schwieriger hier draußen, als für mich. Frauen brauchen Abwechselung.“
…oder sind schlichtweg HOHL…
„Hey, meinste wir kommen an das alte Gewehr im Haus?“
– „So’n Quatsch. Das explodiert doch sofort!“
„Wir putzen’s erstmal richtig!“
…oder aber sie zeichnen sich durch ein absolut brilliantes Over-Acting aus.
„Kleines Biest! Du stinkende, kleine Hure! Ich bringe dich zu Gott, und das ist der Dank dafür! Meine eigene Tochter! Du enterhst mich. Du entehrst mich!“
– „Aaaahhhh, Papa! Bitte! Ich hab‘ nichts gemacht! Ich schwöre, Papa! Ich schwöre!“
„Du lagst mit ihm im Gras! Du verrätst mich im Angesicht Gottes! HURE!“
– „Ah, Papi! Schlag mich nicht wieder! ich halt‘ es nicht aus! Ich hab‘ nichts gemacht! Ich schwör’s!“
„Ich rette deine Seele, du missratenes Kind! Ich rette dich vor dem Höllenfeuer! IN DEM DEINE MUTTER BRENNT!“
Allerdings gilt immer eines: Die Übersetzung torpediert sogar den letzten Funken Ernsthaftigkeit. Siehe Groß-Fuß.
„Groß-Fuß wird nicht mehr mit uns spielen. Vielleicht sind wir die Nächsten auf seiner Liste.“
2. Slow-Motion
Die Zeitlupe ist ein allseits beliebtes Stilmittel für Filmemacher. Hier allerdings wird diese Filmtechnik bis zur Perversion missbraucht. IMMER wenn Groß-Fuß attackiert, setzt sie ein – ohne Rücksicht auf Verluste. Natürlich ist dies auch vorteilhaft, so wird die Laufzeit auf über 90 Minuten gehoben, oftmals lässt es allerdings die Augen tränen, insbesondere wenn Groß-Fuß in Zeitlupe mit menschlichen Gedärmen vor der Kamera rumwedelt.
3. Musik
Wisst ihr wie es sich anhört wenn man 300 Katzen in ’nen Mähdrescher schmeißt, dazu im Hintergrund eine Fliegeralarm-Sirene heulen, drei besoffene Metaller in eine Rohr gröhlen und dies alles mit einem alten DAT-Rekorder aufnehmen lässt? Nein? Hmh, der Soundtrack des Films gibt darauf eine Antwort.
Nochmal zur Verdeutlichung: Dies ist die Filmmusik. Bei der nächsten MP3-Party als Hidden-Track mitnehmen. 😉
4. Violence, baby!
Groß-Fuß ist nicht zimperlich. Hier werden Camper mitsamt Schlafsack gegen Baumstümpfe gebrettert, Rockern wird der Pillermann abgerissen (warum eigentlich?), Gesichter werden am Herd verbrannt, Gedärme herausgerissen…sogar eine Axt und eine Heugabel nimmt der Herr Groß-Fuß in die Hand. Gore, galore!
5. Schlüpper
Ja, selbst die Schlüpper in diesem Film sind ulkig.
6. Groß-Fuß
IMMER wenn Groß-Fuß attackiert geht’s rund – und alle vorher genannten Dinge kommen zusammen (außer die Schlüpper… Obwohl…). Zur quirligen Terror-Mucke schreien die Darsteller blutverschmiert hohle Sätze in die Kamera. Aber das beste dabei, ist natürlich Zottelkopf Groß-Fuß selber…
7. Beschlagnahmung
Irgendein Wahnsinniger kam doch tatsächlich auf die Idee einen Beschlagnahmungsantrag für den Film zu stellen. Aber noch schlimmer: Ein anderer Geisteskranker genehmigte diesen sogar. Die genauen Gründe der Beschlagnahmung kenn‘ ich nicht. Allerdings ist diese Tatsache nun wirklich das Sahnehäubchen. Insbesondere im Jahre 2008, in einem Zeitalter indem Folter-Gore und Rape-Splatter FSK 18-Freigaben erhalten, wirkt dies wie ein schlechter Scherz. Ja, liebe Freunde des abseitigen Films. Dieser Film ist nach dem berühmt-berüchtigten $131 in Deutschland bundesweit beschlagnahmt. Nicht einmal volljährige Bundesbürger besitzen das Recht diesen Streifen öffentlich zu erwerben – und dies lässt den ganzen Film NOCH absurder wirken.
Fatality:
Mein. Hirn. Schmilzt. Kann. Nicht. Mehr. Tipppppppppppeeeeeennnn… Fünf. Köppe. Ufff…
‐ Markus Haage