„Eine Buschmeister. Die größte Giftschlange der westlichen Hemisphäre.“
- „Westliche Hemisphäre? Was tut die dann hier?“
„Hier ist die westliche Hemisphäre.“
Tierhorror. Immer dieser Tierhorror.
Dieses Sub-Genre des Horrorfilms hat bekannterweise schon die absurdesten Monstren ans Tageslicht befördert, ob Killer-Ameisen, Mörder-Spinnen, Schlächter-Schnecken, Meuchel-Frösche, sogar Terror-Regenwürmer (!) zogen schon mordlüsternd durch die Straßen nord-amerikanischer Kleinstädte, Hauptschauplatz animalischer Horrorfantasien. Von daher dürfte es nicht überraschen, dass sich vorliegendes Werk diesmal der Gattung der Schlangen widmet. Doch im Gegensatz zu seinen Genrekollegen, lässt „The Bite“ nicht Horden bösartiger Reptilien über Kleinstadtbewohner los – sondern geht den Sensations-Weg. Sensation? Yo. Im Grunde kann man das Tierhorror-Genre in drei Kategorien namens „Menschen, Tiere, Sensationen!“ unterteilen…
1. Menschen! – Hier randaliert Großviech. Oftmals nur ein Exemplar (Alligator, Weißer Hai, Wildschwein…), welches überhebliche Großstadt-Snobs, ahnungslose Touristen oder vereinsamte Rednecks verspeist – und dann von einer Horde verwegener Jäger über die See oder durch die Kanalisation New Yorks gejagt wird.
2. Tiere! – Hier randaliert Kleinvieh in Scharen! Spinnen, Ameisen, Frösche überfallen amerikanische Kleinstädte ohne Rücksicht auf Verluste. Endet in der Regel im bestialischen Doomsday.
3. Sensationen! – Es kommt zu einer spektakulären Mutation zwischen Tieren oder gar zwischen Tier und Mensch!
Im vorliegenden Film haben wir es mit einer Sensation zu tun. Wie in „Die Fliege“, oder sogar passender „Sssnake!“, wird der Protagonist einer animalischen Metamorphose unterzogen. Denn…
Geil, das gab’s vorher nur bei der Horde. Welcher Horde? DER Horde.
Und, ja. Richtig gelesen. Dem Hauptdarsteller Clark wächst ’ne Schlange aus seinem Arm, die äußerst giftig ist, ihre tatsächliche Körperlänge varieren kann, sowie ihre Zunge als Würgewerkzeug einzusetzen weiß. Wie das passieren konnte? Die Produzenten hielten sich mit keinen hahnebüchenen Genexperimenten durchgeknallter Wissenschaftler oder zwielichtiger Militärmediziner auf und wählten den Weg des geringsten Widerstandes: Schlangenbiss, aber natürlich von keiner schnöden Viper, die durch die Wüste robbt, sondern von einer Schlange, die sogar HUNDE in Mutanten verwandelt…
Clark und Lisa – Stereotypus des US-Twens-Paares – brausen durch die amerikanische Wüste. Nevada, Utah, Arizona – weiß der Geier. Auf der Reise halten sie an einer alten, heruntergekommen Tanke an. Der Filmfan weiß: Hier kann nur das Böse lauern. Der Besitzer der Tanke ist froh, das Clark und Lisa nicht lange bleiben, denn in seinem Keller lauert ein schröööööckliches Geheimnis. Eine unbekannte Schlange hat seinen Hund gebissen. Dieser mutierte daraufhin zu einem kruden Hund-Schlangen-Hybrid. Gut, das Clark und Lisa sich dies nicht ansehen müssen. Nicht gut, das besagte Schlange sich in ihren Kofferraum schleicht und bei der erstbesten Gelegenheit zubeißt. Clarks Schmerzen halten sich in Grenzen und anstatt zu einem Arzt zu gehen, verlässt sich unser Pärchen auf Harry Morton – umherreisender Handelsvertreter und selbsternannter Schlangenexperte („Ein Handlungsreisender aus Brooklyn, der oft durch Wüsten fährt, muss etwas über Schlangen wissen!“) mit kompletten Medizin-Arsenal im Koffer. Dieser verabreicht Clark ein vermeintliches Gegenmittel und lässt beide dann ziehen…
Glücklich über die schnelle und unkomplizierte Hilfe brausen Clark und Lisa weiter, doch das Gegenmittel scheint nicht zu wirken. Clark leidet unter Wahnvorstellungen und fibrigen Schweißausbrüchen. Seine Hand beginnt zu eitern und sich langsam zu deformieren…
Als ob das noch nicht genug ist, entwickelt seine Hand nun auch ein mordlüstiges Eigenleben – bei einer schnöden Verkehrskontrolle ramt sich die Hand durch den Mund in den Brustkorb eines Polizisten und reißt ihm das Herz heraus!
Clark weiß, hier stimmt was nicht! Da er ein Mann der Tat ist, macht er auch sogleich Nägel mit Köpfen und hackt sich auf einer dreckigen Fernfahrertoilette die Hand ab. Hygienetechnisch ein Alptraum.
Im Glauben dem Spuk ein Ende bereitet zu haben, sehnen sich Clark und Lisa ihrer gemeinsamen Zukunf entgegen – doch bereits in der ersten Nacht, müssen sie feststellen, das der ganze Aufwand nichts gebracht hat. Aus seinem Armstumpf süppt nun eine komplette Schlange hervor, die auch sogleich zwei Menschen slayt…
Lisa, in Panik versetzt, rettet sich ins Auto und braust davon, doch King Hiss in Person ist ihr bereits auf der Spur und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, mutiert er jetzt sogar zu einem Brutkasten, der Schlangen RAUSWÜRGT…!
Mein lieber Herr Gesangsverein. Dafür das der Streifen in den ersten 60 Minuten recht unspektakulär vor sich hinsüppelt, kocht er gen Finale regelrecht über. Skurrile Charaktere (vom Fernfahrer über Tankenbesitzer bis zum Hotelier wird hier jeder B-Film-Typus aufgegriffen), Latexwunden, abstruse Monstren – der Genrefan wird dies zu schätzen wissen und sich unterhalten lassen. In den 80ern war dies ganz heiße B-Horror-Ware in den deutschen Videotheken. Heutzutage ist es nicht minder heiß. Geheimtipp? Nicht zwingend, aber ein würdiger Vertreter seines Genres.
Fatality:
Genaugenommen ist „The Bite“ ein etwas zäher Tierhorror, der zwar durchweg unterhält, aber seine Zeit braucht, bis er in Fahrt kommt. Den eigentlichen Horror erlebt man erst nach gut 60 Minuten – hat er aber diese Marke überschritten, geht es Knall auf Fall. Ein angenehmer 80er-Tierhorror aus der Kategorie der Sonntagnachtsfilme. Nichts, was man sich im Abendprogramm geben muss, aber für den sleazigen, abseitigen Nachthorror passt es perfekt. Somit in einer genreübergreifenden Gemütskategorie mit kleinen Trashperlen wie „Alien Predators“ oder „Toys – Tödliches Spielzeug“. Dafür 3 Köppe.
‐ Markus Haage