„Der einzige bekannte Talisman, der dem Besitzer befähigt sowie Zeit als auch Raum zu durchqueren, ist der Tiamant.“
- „Tiamant? Klingt wie Diamant.“
„Ein Edeltstein so groß wie ihre Faust. Glitzernd! Er befindet sich in einem Gebiet von Urfeus, das Herz des Strupps heißt!“
Charles Band hat es mal wieder geschafft: nachdem er uns bereits mit „Tod im Spielzeugland“ (die ominöse Fortsetzung zu „Doll Man – Der Space-Cop!“) einen abendfüllenden Spielfilm mit einer Gesamtlauflänge von 60 Minuten präsentierte, wiederholt er dies nun mit der bereits vierten Fortsetzung zu „Trancers“. Das es sich bei allen genannten Werken um Streifen handelt in denen Tim Thomerson die Hauptrolle spielt, mögen viele für einen Zufall halten. Ich sage: es ist eine Verschwörung. „Trancers V“ schafft es auf eine unglaubliche Lauflänge von insgesamt 72 Minuten. Wer nun denkt, dass dies hart an der Grenze sei, dem sei gesagt, das hierbei der Vor- und Abspann mit eingerechnet ist. Und der Prolog. Prolog? Jepp, bevor der eigentliche Film beginnt, werden die Ereignisse des Vorgängerfilms detailliert wiedergegeben. Dazu braucht es volle acht Minuten. Zieht man nun den Prolog, sowie den Vor- und Abspann ab, dann läuft der fünfte Teil sage und schreibe 56 Minuten…
Tim Thomerson steckt immer noch auf einer mittelalterlichen Burg in Rumänien fest. Kenner Band’scher Produktionen wissen was dies bedeutet: entweder Zeit- oder Dimensionssprung. Eigentlich ein Zeitsprung, ist Thomerson hier doch Jack Deth, der timetravelling Trancers-Cop from the future! Die deutsche Synchron macht daraus einen Dimensionssprung. Nur so lässt sich ihnen zufolge wohl der reichhaltige Fantasy-Anteil der Geschichte erklären. Allerdings hat die deutsche Synchro bereits bei Teil 3 vollkommen versagt. An einer Aufklärung dieses Mysteriums wird gearbeitet, sobald die englische Ursprungsressource geraidet werden kann. Die Frage ist natürlich nun, was Jack Deth hier überhaupt treibt. Genaugenommen weiß ich es gar nicht. Die Grundstory ist bekannt, doch durch die knappe Spielzeit, die ganz klar der dritte Akt des vierten Teils darstellen soll (und kein eigenständiger Film ist) wird man als Zuschauer dermaßen durch die Handlung gepeitscht, dass man sich im Grunde im Fünf-Minuten-Takt fragt, was denn Jack Deth jetzt schon wieder treibt. Quasi „Benny Hill-Show“ auf „Trancers“-Niveau. Oder umgekehrt.
Wie bereits durch Teil 4 etabliert landete Jack Deth in Urfeus, einem dichten Gestrüpp aus Wald und Lumpen (oder wie die Stimme aus dem Off es beschriebt: „Eine Welt, in der Magie regiert.“). Dort herrscht Lord Kaliban – Anführer der Edelmänner (hier Synonym für Trancer). Er will – wie es üblich ist – alles unterjochen. Nur eine Horde Lumpen wagt den Freiheitskampf. Natürlich können ihre Heugabeln gegen die Mächte Kalibans nicht viel ausrichten, aber Jack Deth!
Seine pure Anwesenheit motiviert zum Aufstand. Dank seiner technologischen Errungenschaften, wie der (Filmzitat:) Sekundenverlängerungsuhr (bekannt aus den Vorgängerfilmen) und einigen tiefen Stirnfalten, die beim Jack Deth scharfe Überlegungen andeuten (somit ausgeklügelte Pläne zum Machtumsturz einleiten), schaffen sie es Kaliban in die Bredouille zu bringen. Natürlich wäre er nicht der Herrscher von Urfeus, wenn er nicht nur den längsten Nackenspoiler, sondern auch eine schlagkräftige Truppe hätte, die das Fundament seiner Macht bildet. Ach, ne. Hat er ja nicht. Also, die schlagkräftige Truppe, dafür neben dem Nackenspoiler einen magischen Kristall („Wer ihn besitzt, kann damit den Dimensionsstrudel von Zeit und Raum im Multiversum durchbrechen! Aber um den Talisman zu bekommen, muss man erst in die Festung der unbarmherzigen Angst einbrechen und überleben.“). Lässt ihn blau leuchten, aber auch nicht mehr. Deth kloppt ihn einfach um. Ende.
Full Moon Productions ist dafür bekannt effizient Film zu produzieren. Und Effizienz bedeutet auch schon einmal aus einem Film zwei Direct-to-Video-Smasher zu zimmern. Gleiches Schema ist Trashfreunden bereits aus den „Nemesis“-Fortsetzungen bekannt. Zugegeben: bei „Trancers 5“ hätte ich es jetzt nicht erwartet, aber zu behaupten, dass somit der ganze Film totaler Käse ist, wäre zu weitgegriffen. Durch die sehr übersichtliche Storyline prescht der Streifen natürlich extrem schnell voran. Genaugenommen haben wir es hier beim fünften Teil lediglich mit dem finalen Akt, dem letzten Drittel des Vorgängers zu tun. In der Regel bedeutet dies den vollen Full-Moon-Wahnsinn. Hier aber muss dieses letzte Drittel, welches ansonsten 20 Minuten eingenommen hätte, noch etwas aufgefüllt werden. Zu kurz als eigenständiger Film, zu lang als Filmfinale.
Fatality:
Über „Trancers 5“ gibt es genaugenommen nicht sehr viel zu berichten. Ein letztlich 52 minütiges Filmfinale des vierten Teils, das etwas gestreckt werden musste um überhaupt als eigenständiges Werk vermarktet werden zu können. Somit besitzt der Streifen natürlich auch alle Annehmlichkeiten des vierten Teils (da es derselbe Film ist), welche VR-Reviewer Hellhaim so knackig zusammenfasste: „Für den Trashfan ein unersetzlicher Mumpitz.“
Tja, bleibt nur der sechste, in Deutschland unveröffentlichte Film übrig.
‐ Markus Haage
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