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Zu Ehren von „Poltergeist“…

verfasst am 22.Mai 2015 von Markus Haage

Derzeit machen die ersten deutschsprachigen Reviews zum Remake von POLTERGEIST die Runde und ich bin doch wirklich etwas verwirrt. Ich werde jetzt nicht explizit diese Reviews hier benennen oder zitieren, aber es erscheint mir so, als ob einige Kritiker versuchen, die Qualitäten des Originals herunterzureden, um so das Remake zu rechtfertigen.

Ich habe nichts gegen Remakes, es gibt sehr, sehr viele gute Neuverfilmungen, die der Originalgeschichte viele neue Aspekte abgewinnen konnten, aber in diesem speziellen Fall kann ich die Argumentation absolut nicht nachvollziehen. Der Originalfilm von 1982 funktioniert auch heute noch wunderbar. Sicherlich sind ein paar Effekte deutlicher gealtert, aber dies ist ja absolut normal. Der Film zieht seine Stärken überhaupt gar nicht aus den SFX, sondern aus seiner Atmosphäre und insbesondere des Aufbaus, seinen Charakteren, Storywendungen und – oftmals vergessen – seinem Portrait einer amerikanischen Mittelstandsfamilie Anfang der 1980er. Fast bei jeder weiteren Besichtigung finde ich neue kulturelle oder gesellschaftliche Referenzen (ob diese gewollt waren oder nicht, sei einmal dahingestellt). Die komplette erste Stunde ist großartig geschrieben und inszeniert, erst ab dann geht der eigentliche Budenzauber los. Klar, nicht jede Effekteinstellung wirkt mehr überzeugend, aber man muss (!) diese natürlich auch in den richtigen filmhistorischen Kontext setzen.

Es geht hier auch gar nicht darum, ob eine Neuverfilmung gerechtfertigt ist oder nicht, sondern darum, dass Kritiker ihre Bewertung des Remakes rechtfertigen, indem sie das Original schlecht reden oder es als angeblichen B-Horror herunterstufen. POLTERGEIST war nie ein kleiner B- oder Nischenhorror, weder Hollywood-Trash noch stupider Grusler, sondern gehört inszenatorisch und inhaltlich zu den bedeutendsten Einträgen des US-amerikanischen Horrorkinos der 1980er Jahre.

Das bedeutet nicht, dass man ihn deswegen letztendlich mögen muss, sollte dies aber schon anerkennen oder wenigstens anmerken.

Markus Haage

Über Markus Haage 2286 Artikel
Mein Name ist Markus Haage, Chefredakteur und Herausgeber vom Neon Zombie-Magazin. Es gibt nicht sonderlich viel spektakuläres über mich zu erzählen. Ich führe ein sehr langweiliges Leben. Aber falls es doch jemanden interessiert, freue ich mich immer über einen Besuch meiner Website www.markus-haage.de! Danke im Voraus!