„Du musst dich daran gewöhnen vierdimensional zu denken!“
- „Stimmt, damit hab’ ich echte Probleme.“
Yeeeehhhhhhaaaaawwwwwwwwwwwwww! Von einem Schlamassel ins Nächste – dachte man, dass Doc und Marty die paradoxen Turbulenzen einer Zeitreise endgültig überwunden hätten, stürzt sich Marty nun wieder ins nächste Abenteuer. Denn der gute Doc Brown, von einem Blitzeinschlag in seinem DeLorean in die Vergangenheit katapultiert, wird im Jahre 1885 erschossen. Marty entscheidet sich abermals in die Zeit zurückzureisen, um Doc zu warnen – mitten hinein in den Wilden Westen! Doch was wäre ein erneuter Zeitsprung ohne schwerwiegende Konsequenzen? Durch eine Indianer-Horde wurde die Benzinleitung des DeLoreans getroffen, der für das Jahr 1885 seltene Treibstoff ist dahin. Eine alternative Antriebsquelle muss mal wieder gefunden werden – und dafür haben Doc und Marty nur eine Woche Zeit, denn schließlich wartet bereits Buford Mad Dog Tannen darauf, Doc umzunieten…
Mit Ach und Krach geht’s in das Finale der „Zurück in die Zukunft“-Trilogie – vom Jahre 1955 bis ins Jahr 1885. Cowboys, Indianer, Saloons, Pferde, Lokomotiven, Farmen, Mexican Standoffs, Banditen, Pferdetränken, Klavierspieler – kein Klischee wird ausgelassen. Was der Western-Fundus der Universal Studios in petto hat, wird geplündert. Müsste eigentlich ausreichen um ein fulminantes Finale zu kreieren. Nun, obwohl Teil 3 im Gegensatz zum Vorgänger wie der erste Film über eine recht lineare Storyline verfügt, mag der Funke nicht so recht zünden. Wieder einmal wurden recht liebevoll viele Details und Seitenhiebe auf die vorangegangenen Filme versteckt, die Charaktere stolpern von einem Fettnäpfchen in das Nächste und die Zeitmaschine macht wieder Zicken. Abermals legt sich Marty im Cafe (hier: Saloon) mit einem Tannen an, abermals kommt es auf dem Marktplatz zu einer Verfolgungsjagd (bei der Marty diesmal den Kürzeren zieht). Diese wiederholenden Elemente besaßen im ersten Teil 1 ihren Witz, im zweiten Teil noch einen gewissen Charme, nun wirken sie etwas zu platt. Dies gilt nicht für alle Gags und Plots. Ein paar sehr raffiniert eingestreute Dialoge sind drin („Heavy, isn’t it?“), die Handlung verläuft vorbildlich – fast wie in einem Lehrfilm über perfektes Storytelling und Timing – und dennoch, es will nicht so recht funktionieren. Ist es das Western-Setting? Sind es doch nur die ewig retardierenden Momente, die eigentlich den Zeit-Irrsinn darstellen sollen? Oder hat die Reihe mit dem teils anstregend und absichtlich überzogenen zweiten Teil ihren Höhepunkt bereits überschritten? Ich würde fast sagen letzteres. Wie ich im Review zu Teil 2 bereits schrieb, ist der zweite Teil nicht ganz so einfach zu verfolgen – viel Storyline für wenig Spielzeit. Dennoch hat der Film seine ganz großen Momente. Er unterhält und wird nie langweilig. Für die teils sehr waghalsige Entscheidung aus einer perfekten, witzigen, familiengerechten Komödie eine turbulente Zeitreise-Tour-de-Force mit teils sehr düsteren Aspekten zu gestalten, zeige ich großen Respekt – nur leider wird das im dritten Teil nicht mehr weiterverfolgt. Der Film kehrt zum familiengerechten Schema F zurück, woran überhaupt nichts verkehrt ist. Nur macht es das etwas schwer die Trilogie wirklich als ein Gesamtwerk zu betrachten. Es wirkt etwas wie ein Rückschritt. Nach dem wahnsinnigen Zeit-Wirrwarr mit all seinen alptraumhaften Konsequenzen in Teil 2, wirkt das Finale unglaublich zahm.
Denn in Zemeckis’ Wilden Westen ist gar nicht mal so viel wild – im Grunde zeigt „Zurück in die Zukunft III“ eine sehr romantisierende Darstellung des Westens auf. Eben zahm. Klar, es gibt den finsteren Banditen Buford Tannen – aber dieser spielt im Grunde auch nur sämtliche Banditen-Klischees herunter. Eine wirkliche Bedrohung geht von ihm nie aus. Und die eigentliche Storyline wirkt – nun – etwas arg konstruiert. Im Grunde weiß ich nicht so recht, warum das Wild-West-Setting überhaupt reingenomen wurde, denn alle im zweiten Teil angerissenen Plots wurden aufgeklärt, eine richtige Verbindung besteht nicht. Nichtsdestotrotz kann der Film seine bereits etablierten Eigenheiten unterhaltsam herunterspulen. Es ist ein Spaß Doc und Marty dabei zuzusehen, wie sie immer und und immer wieder vor den gleichen Problemen stehen und diese erneut lösen müssen. Natürlich vor dem Hintergrund der zeitlichen Epoche, in der sie sich befinden. 1995 bedurfte es eines Blitzes, 2015 simplen Haushaltsmüll, nun wird der DeLorean vor eine Lok gespannt, damit Marty wieder nach 1985 zurückkehren kann. Das Grundgerüst ist bekannt, aber Gale und Zemeckis schaffen es dieses unterhaltsam zu inszenieren.
Der Abschluss der Trilogie macht im Grunde vieles – vielleicht gar das meiste – richtig, aber eben sehr routiniert. Ein sehr solider Komödien-Spaß, der es aber nicht vermag aus dem großen Schatten seiner Vorgänger zu treten…
‐ Markus Haage
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